Eine kürzlich durchgeführte Studie von Matthias Toplak, einem Archäologen am Wikinger-Museum Haithabu in Deutschland, wirft neues Licht auf die länglichen Schädel von Wikingerfrauen, die auf der schwedischen Insel Gotland gefunden wurden.
Diese Schädelmodifikationen, wahrscheinlich von Geburt an mittels Bandagen vorgenommen, scheinen weitreichende Handelskontakte mit der Schwarzmeerregion anzuzeigen. Diese Praxis sei von den Hunnen inspiriert, einem nomadischen Volk asiatischer Herkunft.
Das Vorkommen dieser modifizierten Schädel in Gotland, ausschließlich bei Frauen, deutet darauf hin, dass diese Praxis auf einige Individuen innerhalb derselben Familie über mehrere Generationen beschränkt war. Diese Tradition könnte ihre Verbindung zu einer entfernten Region unterstreichen, wo diese Modifikationen häufiger waren.
Die in der Zeitschrift Current Swedish Archaeology veröffentlichte Studie untersucht auch gefeilte Zähne, die bei Schädeln in ganz Skandinavien gefunden wurden. Diese zahnärztlichen Modifikationen, die ausschließlich in Gotland beobachtet wurden, könnten als Erkennungszeichen für bestimmte Gruppen von Wikingerhändlern gedient haben. Die Autoren der Studie schlagen vor, dass diese Praxis ein Initiationsritual sein könnte.
Der Artikel diskutiert auch die Möglichkeit, dass die Zähne als Werkzeuge verwendet wurden, beispielsweise in der Lederverarbeitung. Die beobachteten Merkmale müssen jedoch absichtlich sein, wie moderne Experimente zeigen, die eine Eisenfeile erfordern, um diese markanten Rillen zu erzeugen.
Die Studie beleuchtet die zentrale Rolle Gotlands als Handelszentrum während der Wikingerzeit und bis ins Mittelalter. Dennoch scheint die Sitte des Zähnefeilens nach dem 12. Jahrhundert verschwunden zu sein, was mit dem Aufkommen klassischer Kaufmannsgilden zusammenfällt.