🦷 Entdeckung von Zähnen, die keiner bekannten Art angehören

Veröffentlicht von Cédric,
Autor des Artikels: Cédric DEPOND
Quelle: Nature
Andere Sprachen: FR, EN, ES, PT
Eine bedeutende Entdeckung in Äthiopien wirft ein neues Licht auf unseren Stammbaum. Fossilierte Zähne enthüllen ein überraschendes Zusammenleben zweier Homininen-Linien vor mehr als 2,5 Millionen Jahren.

Diese Fossilien, die an der Fundstelle Ledi-Geraru ausgegraben wurden, deuten auf eine wesentlich verzweigtere Evolutionsgeschichte hin als die oft angenommene lineare Erzählung. Die sorgfältige Analyse dieser Überreste dokumentiert eine Schlüsselperiode, die noch wenig bekannt ist, in der mehrere verwandte Arten dieselbe Landschaft teilten.


Detail des distalen Höckers (orangefarbene Linien) und der bilobären Kontur (blaue Linien), beobachtet am Exemplar AL 400-1 von A. afarensis M 1 (rechts), im Kontrast zum insgesamt gleichseitigeren Okklusalprofil des Exemplars LD 760 M 1 (links).


Ein unerwartetes Zusammenleben


Die Forscher identifizierten dreizehn Zähne, die dank der umgebenden vulkanischen Ascheschichten präzise datiert wurden. Zehn davon, 2,63 Millionen Jahre alt, gehören zu einem Vertreter der Gattung Australopithecus. Ihre unverwechselbare Morphologie entspricht keiner bekannten Art dieser Gruppe und deutet möglicherweise auf eine neue Linie hin.

Drei weitere, etwas jüngere und ältere Zähne, werden der Gattung Homo zugeschrieben. Diese direkte Vergesellschaftung in denselben Sedimenten ist ein seltener Beweis für Koexistenz. Sie widerlegt die Vorstellung eines einfachen und unmittelbaren Ersatzes von Australopithecus durch die Gattung Homo.

Die Fundstelle Ledi-Geraru ist bereits berühmt für den Fund des ältesten bekannten Homo-Kiefers. Die Anwesenheit der ältesten Oldowan-Steinwerkzeuge rundet dieses Bild ab, um die Ursprünge unserer Linie zu verstehen. Dieses Gebiet war damals eine Grasebene mit saisonalen Wasserläufen.

Ein üppiger evolutionärer Busch


Diese Entdeckung fügt sich in eine zunehmend komplexe paläoanthropologische Landschaft für das Pliozän ein. Bis zu vier verschiedene Homininen-Linien könnten in Ostafrika vor etwa 2,5 Millionen Jahren koexistiert haben. Australopithecus garhi und Paranthropus vervollständigten wahrscheinlich dieses Bild neben den in Ledi-Geraru dokumentierten Gattungen.

Die morphologische Unterscheidung der Australopithecus-Zähne von denen von A. afarensis und A. garhi ist bemerkenswert. Die Besonderheiten der Höcker und Eckzähne deuten auf eine unterschiedliche Anpassung oder Spezialisierung hin. Das wissenschaftliche Team bleibt vorsichtig und wartet darauf, mehr Fossilien zu entdecken, bevor offiziell ein neuer Artname vorgeschlagen wird.

Die zukünftige Untersuchung der isotopischen Zusammensetzung des Zahnschmelzes wird wichtige Informationen über die Ernährung dieser Arten liefern. Diese Analysen werden Aufschluss darüber geben, ob sie unterschiedliche ökologische Nischen nutzten oder ob eine direkte Konkurrenz um Nahrung bestand. Die Frage nach ihrer tatsächlichen Interaktion bleibt offen.