Leben auf einer Probe des Asteroiden Ryugu entdeckt (ups) 👽

Veröffentlicht von Adrien,
Quelle: Meteoritics & Planetary Science
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Könnten Asteroiden als Brücken für das Leben im Sonnensystem dienen? Diese Frage fasziniert Forscher und Enthusiasten seit Jahrzehnten. Die neueste Untersuchung einer Probe des Asteroiden Ryugu, die von der Hayabusa-2-Mission zur Erde gebracht wurde, gibt Aufschluss darüber, wie irdische Mikroorganismen extraterrestrisches Material besiedeln können.


Mikrobielle Strukturen, die auf der Ryugu-Probe beobachtet wurden und die Kolonisierung durch irdische Organismen zeigen.
Quelle: Meteoritics & Planetary Science (2024). DOI: 10.1111/maps.14288

Das Team des Imperial College London entdeckte, dass irdische Mikroben die Probe schnell besiedelten, trotz fortschrittlicher Schutzprotokolle. Nach dem Transport in einer hermetisch abgedichteten Kammer und der Öffnung in einem Reinraum zeigte die Analyse eines lediglich 1 mm großen Körnchens organische filamentartige Strukturen auf seiner Oberfläche. Diese Filamente, die irdischen Bakterien ähneln, vermehrten sich und wuchsen innerhalb weniger Tage rapide.

Die Forscher bestätigten, dass diese Mikroben durch irdische Kontamination während der Vorbereitungen in die Probe gelangten. Trotz sorgfältiger Handhabung bleiben extraterrestrische Proben anfällig für mikrobielle Invasionen. Dieses Ergebnis wirft ein Paradoxon auf: Wie kann die Integrität einer Probe aus dem All gewährleistet werden, wenn die Erde auf mikroskopischer Ebene von Leben wimmelt?

Die Studie verdeutlicht zudem eine Herausforderung für interplanetare Missionen. Reinräume, die eigens zur Vermeidung von Kontamination konzipiert wurden, sind nicht unfehlbar. Manche Bakterien entwickeln sogar Strategien, um Desinfektionsmittel zu überleben, und passen sich ihrer Umgebung an. Diese Beobachtungen stellen die bestehenden Protokolle infrage und erfordern noch strengere Maßnahmen für künftige Missionen.

Dennoch ist die Hypothese der Panspermie nicht ausgeschlossen. Dieses Phänomen, das postuliert, dass Leben zwischen den Planeten reisen kann, findet hier eine gewisse Bestätigung. Die Fähigkeit irdischer Mikroben, auf Materialien extraterresträren Ursprungs zu gedeihen, zeigt, dass solche Umgebungen nicht zwingend lebensfeindlich sind. Um jedoch zu beweisen, dass Leben aus einer anderen Welt stammt oder dorthin wandern kann, müssen eindeutig außerirdische biologische Signaturen identifiziert werden.

Diese Entdeckungen werfen auch Fragen bezüglich des Einflusses menschlicher Missionen im Weltraum auf. Wenn irdische Mikroben auf Proben überleben können, könnten sie ebenso gut Mond- oder Marsumgebungen besiedeln. Dies könnte die Bemühungen, einheimisches Leben auf diesen Himmelskörpern zu entdecken, gefährden.

Die Omnipräsenz des Lebens auf der Erde unterstreicht eine fundamentale Wahrheit: jeder Winkel wird genutzt. Das könnte erklären, warum sich seit Milliarden von Jahren keine völlig neue Lebensform entwickelt hat. Auf unserem in sich geschlossenen und gesättigten Planeten hätte ein neuer Organismus kaum eine Überlebenschance gegen weiterentwickelte Konkurrenten.