Rätsel: 70 % des verschwundenen Plastiks im Meer bleiben unauffindbar. Eine unerwartete Lösung...

Veröffentlicht von Cédric,
Artikelautor: Cédric DEPOND
Quelle: Science of the Total Environment
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Forscher haben wahrscheinlich ein faszinierendes Mysterium gelöst: Wohin verschwindet Plastik in den Ozeanen? Ihre Entdeckungen könnten unser Verständnis der Meeresverschmutzung revolutionieren.


Illustrationsbild Pexels

Seit Jahrzehnten dringt Plastikverschmutzung mit einem kontinuierlichen Tempo in die Ozeane vor. Jedes Jahr werden mehrere Millionen Tonnen Plastik ins Meer gespült, wo es durch die Einwirkung von Wellen und Sonnenlicht in Mikropartikel zerfällt. Ein Rätsel beschäftigt die Wissenschaftler: Fast 70 % des erwarteten Plastiks werden weder an der Oberfläche noch an den Küsten gefunden. Also, wo verstecken sich diese für das bloße Auge unsichtbaren Fragmente?

Kürzlich ist eine interessante Hypothese aufgetaucht: Korallen könnten als wahre „Reservoire“ für Mikroplastik fungieren, indem sie diese Partikel in ihren tiefen Strukturen einschließen. Diese Entdeckungen liefern eine neue Grundlage, um das Schicksal des Plastiks in den Ozeanen zu verstehen.

Dank einer innovativen Methode der chemischen Wäsche konnten die Forscher jede Schicht von Korallenproben isolieren und analysieren und dabei Plastikrückstände in jeder Schicht nachweisen. Nylon und PET (Polyethylenterephthalat), zwei Polymere, die häufig in Textilien und Verpackungen verwendet werden, gehören zu den dominierenden Kunststofftypen, die entdeckt wurden.

Diese Mikroplastikpartikel, die zwischen 101 und 200 Mikrometer groß sind, sammeln sich nicht nur im Schleim auf der Oberfläche der Koralle, sondern auch in deren inneren Geweben sowie in ihren tiefen Skelettstrukturen an. Dies verstärkt die Annahme, dass Korallen diese Partikel langfristig einfangen.


Mikroplastikproben, die in einer Koralle gefunden wurden. Wie Farbe, Form und Größe zeigen, frisst die Koralle eine Vielzahl von Mikroplastik, von denen viele feiner als ein menschliches Haar sind.
Bild Universität Kyushu/Isobe-Labor

Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Korallen bei der Aufnahme von Ozeanplastik. Ihr Skelett, das nach dem Tod intakt bleibt, hält diese Partikel fest und bildet eine wahre „Plastiksenke“. Diese Anhäufung ist für die marinen Ökosysteme alarmierend. Die Korallen könnten als Barriere wirken, aber die langfristigen Folgen, insbesondere für die Gesundheit der Riffe, bleiben ungewiss.

Der nächste Schritt dieser Forschung besteht darin, herauszufinden, ob andere Korallenarten weltweit eine ähnliche Rolle spielen. Eine globale Studie scheint erforderlich zu sein, um das volle Ausmaß dieses Phänomens zu verstehen. Falls diese Hypothese bestätigt wird, könnte die Rolle der Korallen bei der Bewältigung der Plastikverschmutzung zentral werden. Aber es bleiben noch Fragen offen, insbesondere hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen auf die Ozeane.