Eine elektronische Haut, um Robotern den Tastsinn zu verleihen 👌

Veröffentlicht von Adrien,
Quelle: CNRS INS2I
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Inspiriert vom menschlichen Tastsinn haben Youcan Yan, CNRS-Postdoktorand am Labor fĂŒr Informatik, Robotik und Mikroelektronik in Montpellier (LIRMM – CNRS/UniversitĂ€t Montpellier), und Abderrahmane Kheddar, CNRS-Forschungsleiter am LIRMM, eine neue elektronische Haut entwickelt, die Robotern ermöglicht, KrĂ€fte in drei Dimensionen zu erfassen. Dieses einzigartige GerĂ€t ist einfach herzustellen und zu kalibrieren, was den Weg fĂŒr intelligentere und sicherere Roboter in medizinischen Anwendungen ebnet.


Im Alltag der Menschen wird der Tastsinn stĂ€ndig genutzt, um mit der Welt zu interagieren. FĂŒr Roboter hingegen war die Wahrnehmung von KrĂ€ften lange ein Hindernis. TatsĂ€chlich erfordern sensorische Sensoren meist komplexe Designs und eine aufwĂ€ndige Kalibrierung, was ihre Anwendung einschrĂ€nkt.

Um diese Herausforderungen zu bewĂ€ltigen, hat sich ein Wissenschaftsteam des LIRMM von natĂŒrlichen Mechanismen inspirieren lassen. Basierend auf den Eigenschaften der menschlichen Haut und dem Prinzip der Selbstentkopplung des Halbach-Arrays entwickelten sie nach zweijĂ€hriger Forschung einen flexiblen magnetischen Sensor, der KrĂ€fte in drei Dimensionen unterscheiden kann. Diese Arbeit wurde von der SchlĂŒsselinitiative "Humanzentrierte Robotik" der Region Okzitanien und des CNRS unterstĂŒtzt.

Der Sensoraufbau ist einfach und besteht aus drei Schichten. Die erste Schicht besteht aus einem flexiblen Magnetfilm, der sich bei BerĂŒhrung verformt und so eine VerĂ€nderung des Magnetfelds bewirkt. Eine mittlere Elastomerschicht dient als Polster, wĂ€hrend die letzte Schicht mit einer Leiterplatte und Halleffekt-Sensoren ausgestattet ist, die die MagnetfeldĂ€nderungen erfassen. Diese Konfiguration ermöglicht es dem Sensor, normale (senkrechte) und ScherkrĂ€fte (parallele) unabhĂ€ngig voneinander zu messen.

Ihr in Nature Machine Intelligence veröffentlichter Artikel[/i] prĂ€sentiert mehrere Demonstrationen dieser patentierten Technologie. Durch die Integration des Sensors in ein kĂŒnstliches Kniegelenk konnten die Wissenschaftler kontrollieren, wie KrĂ€fte wĂ€hrend der Bewegung verteilt werden – ein Ergebnis, das Klinikern helfen wird, Gelenkprobleme besser zu verstehen und zu behandeln. In einem weiteren Experiment wurde der Sensor verwendet, um einen Roboter bei der Kaffeezubereitung anzuleiten. Durch leichten Druck und Gleitbewegungen auf dem Sensor kann der Roboter eine Bewegungsfolge lernen und autonom ausfĂŒhren, vom Schließen der Greifer bis zum Eingießen des Wassers und RĂŒhren. Die Empfindlichkeit des Sensors ermöglicht es dem Roboter auch, noch zerbrechlichere Objekte wie ein Ei zu halten, ohne sie zu beschĂ€digen.


[i]Struktur des Sensors (drei verschiedene Designs) und Funktionsprinzip.
© Youcan Yan

Die Auswirkungen dieser Entwicklungen sind betrĂ€chtlich. In der Robotik könnte die Integration solcher Sensoren zu reaktionsschnelleren und anpassungsfĂ€higeren Maschinen fĂŒhren, die komplexe Aufgaben mit menschlicher PrĂ€zision ausfĂŒhren können. Im Gesundheitsbereich könnten intelligente Prothesen oder Kniebandagen von einer Echtzeit-KraftrĂŒckmeldung profitieren, die Sicherheit und FunktionalitĂ€t vereint. DarĂŒber hinaus erleichtern die einfache Herstellung und Kalibrierung des Sensors seine Anwendung im Alltag, wodurch fortgeschrittene Tasterkennung auch außerhalb von Laboren zugĂ€nglich wird.

In Zukunft plant das LIRMM-Team, den Sensor durch Materialoptimierung zu verfeinern und in anspruchsvollere Systeme, einschließlich humanoider Roboter, zu integrieren. Diese Innovation verspricht, die LĂŒcke zwischen menschlicher Geschicklichkeit und robotischer PrĂ€zision zu schließen und so die Art und Weise zu verĂ€ndern, wie Maschinen mit ihrer Umgebung interagieren.

Weitere Informationen:
Yan, Y., Zermane, A., Pan, J. et al. A soft skin with self-decoupled three-axis force-sensing taxels. Nat Mach Intell 6, 1284–1295 (2024). https://doi.org/10.1038/s42256-024-00904-9