Woher kommen diese Dutzenden neuer kreisförmiger Strukturen auf der Venus? ⭕

Veröffentlicht von Adrien,
Quelle: Science Advances
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Rätselhafte Strukturen auf der Venus könnten eine unerwartete Aktivität offenbaren. Diese Formationen, genannt Coronae, sind riesige kreis- bis ovale Strukturen mit einem Durchmesser von bis zu mehreren hundert Kilometern.


Globale Karte mit 75 kreisförmigen Strukturen, sogenannten Coronae, identifiziert durch Schwerkraftdaten der Magellan-Sonde. Die Coronae sind nach Position und Größe dargestellt. Farbe und Füllung zeigen ihre Form und die Art der gemessenen Schwereanomalie. Coronae mit positiver Schwereanomalie gelten als aktiv, was bedeutet, dass sie möglicherweise noch mit inneren Bewegungen des Planeten verbunden sind.
Drei Beispiele veranschaulichen verschiedene Typen aktiver Coronae, basierend auf Radarbildern der Oberfläche von Magellan.

Ein internationales Team hat die inneren Prozesse der Venus modelliert, um die Entstehung der Coronae zu verstehen. Ihre Simulationen, abgeglichen mit Daten der Magellan-Mission, deuten auf eine stärkere tektonische Aktivität als erwartet hin. Gravimetrische Messungen ermöglichten die Identifizierung von aufsteigenden Materialschwaden geringerer Dichte unter der Oberfläche.

Von den 75 untersuchten Coronae zeigen 52 Anzeichen jüngster Aktivität. Diese Entdeckung legt nahe, dass die Venus heute noch geologisch aktiv sein könnte. Die beteiligten Mechanismen umfassen Subduktion und lithosphärisches Fließen – Prozesse, die denen auf der Erde ähneln.

Die Forscher erwägen mehrere Szenarien zur Erklärung dieser Formationen. Eines davon beinhaltet Mantelplumes, die beim Aufstieg vulkanische Eruptionen und Krustendeformationen verursachen. Diese Prozesse könnten Aufschluss über die geologische Geschichte der Erde vor der Entstehung der Plattentektonik geben.

Die für 2031 geplante VERITAS-Mission verspricht genauere Antworten. Ihre Instrumente werden Bilder und Gravimetriedaten mit deutlich höherer Auflösung liefern. Dies könnte einen Wendepunkt in unserem Verständnis der Venus und terrestrischer Planeten im Allgemeinen markieren.


Radarbild einer Corona namens Aine Corona, gelegen in einer Ebene südlich von Aphrodite Terra. Diese Struktur hat einen Durchmesser von etwa 200 km.
Quelle: NASA/JPL

Diese in Science Advances veröffentlichte Studie eröffnet neue Perspektiven auf die innere Dynamik von Planeten. Sie unterstreicht die Bedeutung der Venus-Erforschung, um die Mechanismen besser zu verstehen, die die Erde und andere Gesteinsplaneten geformt haben.

Wie entstehen Coronae auf der Venus?


Coronae sind das Ergebnis der Wechselwirkung zwischen Mantelplumes und der Lithosphäre der Venus. Diese Plumes, bestehend aus heißem, weniger dichtem Material, steigen zur Oberfläche auf und verursachen kreisförmige Deformationen.


Künstlerische Darstellung der Corona Quetzalpetlatl mit einer Subduktionszone und vulkanischer Aktivität.
Quelle: NASA/JPL-Caltech/Peter Rubin

Die starre, kalte Lithosphäre bricht und verformt sich unter dem Druck. Dieser Prozess kann zur Bildung konzentrischer Brüche und charakteristischer Erhebungen führen, die typisch für Coronae sind.

Auf der Erde könnten ähnliche Phänomene vor der Etablierung der Plattentektonik aufgetreten sein. Die Coronae der Venus bieten somit ein Analog, um die frühen Stadien der geologischen Planetenentwicklung zu untersuchen.

Die Vielfalt der Coronae deutet darauf hin, dass mehrere Mechanismen beteiligt sein könnten, darunter Subduktion und lithosphärisches Fließen. Diese Prozesse zeigen die Komplexität der inneren Dynamik der Venus.

Warum unterscheidet sich die Venus geologisch so stark von der Erde?


Venus und Erde haben ähnliche Größen und Zusammensetzungen, doch ihre geologische Entwicklung verlief unterschiedlich. Das Fehlen von Plattentektonik auf der Venus ist einer der Hauptunterschiede.

Die dichte, heiße Atmosphäre der Venus verhindert eine effiziente Wärmeabgabe, was das Fehlen beweglicher tektonischer Platten erklären könnte. Die Wärme staut sich und begünstigt massive Oberflächenerneuerungen.

Coronae und andere geologische Strukturen der Venus deuten auf eine bedeutende, aber andersartige innere Aktivität hin. Diese Unterschiede könnten mit der thermischen Geschichte und der Zusammensetzung des Planeten zusammenhängen.