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Entdeckung eines Zusammenhangs zwischen Sexualhormonen und bestimmten Krebsarten
Veröffentlicht von Adrien, Quelle: Inserm Andere Sprachen: FR, EN, ES, PT
Ein Team des Institut Curie, des Inserm und des CNRS[1] hat einen neuen, bisher unbekannten molekularen Mechanismus aufgedeckt, der Östrogene (weibliche Sexualhormone) mit der Verschlimmerung bestimmter Krebsarten verbindet, die normalerweise nicht als hormonabhängig gelten, wie Melanome, Magenkrebs oder Schilddrüsenkrebs.
Diese in Nature am 11. Juni 2025 veröffentlichte Arbeit eröffnet neue therapeutische Strategien, insbesondere für Frauen im gebärfähigen Alter.
Während hormonabhängige Krebsarten etwa 20 % der weltweiten Krebsfälle ausmachen[2], stellt diese neue Studie diesen Status quo infrage. Durch eine umfangreiche epidemiologische Analyse stellten die Forscher fest, dass einige Krebsarten, insbesondere Melanome, bei Frauen zwischen Pubertät und Menopause häufiger auftreten als bei Männern gleichen Alters – einer Phase mit hoher Östrogenexposition.
"Empirisch beobachteten Dermatologen bereits eine höhere Melanominzidenz bei jungen Frauen, insbesondere nach Schwangerschaften. Wir wollten dieses Phänomen wissenschaftlich erklären", erklärt Dr. Lionel Larue, Forschungsleiter am Inserm, Teamleiter am Institut Curie und Mitautor der Studie.
Ein neuartiger pro-metastatischer molekularer Kreislauf
Die Analysen identifizierten einen bisher unbekannten Signalweg, der strikt vom weiblichen Hormonumfeld abhängt. Dieser Regelkreis umfasst Schlüsselmoleküle wie ESR1 (den Östrogenrezeptor), der den GRPR (Gastrin-releasing peptide receptor) induziert und so den pro-metastatischen YAP1-Weg[3] aktiviert. Dies unterdrückt E-Cadherin (ECAD), ein Zelladhäsionsmolekül, dessen Verlust die Tumorprogression begünstigt. Der Kreislauf schließt sich durch ESR1-Transkription nach ECAD-Reduktion.
Dieser Mechanismus fördert Tumorwachstum, Zellmigration, Invasion und Resistenz gegen Anoikis[4] – ein normalerweise metastasenhemmender Zelltodprozess. Besonders aktiv ist er bei Frauen, da er von Östrogen-abhängiger ESR1-Aktivierung abhängt.
Ein vielversprechendes neues Therapieziel
Bemerkenswert ist, dass GRPR zur Familie der G-Protein-gekoppelten Rezeptoren (GPCR) gehört, die 35 % der Arzneimittelziele ausmachen, aber in der Onkologie untergenutzt sind. Durch Gabe von GRPR-Antagonisten in präklinischen Modellen beobachteten die Forscher eine signifikante Metastasenreduktion.
Neben seiner Rolle in der Tumorprogression ist GRPR auch an Schmerzwahrnehmung beteiligt. Seine Modulation könnte daher Metastasen hemmen und die Lebensqualität von Patientinnen verbessern. Kombinationstherapien mit Anti-Östrogenen könnten bei Melanomen und anderen Krebsarten mit diesem metastatischen Kreislauf relevant sein.
Alter und Geschlecht im Fokus personalisierter Medizin
Diese Entdeckung beleuchtet geschlechtsspezifische Krebsungleichheiten und betont die Bedeutung hormoneller Faktoren in Prävention, Diagnose und Behandlung. Sie eröffnet auch Perspektiven zur Umwidmung bestehender Medikamente für die Onkologie.
"Die Auswirkungen von Geschlecht und Alter auf Krebsentstehung zu verstehen, ist entscheidend für die Präzisionsmedizin. Diese Arbeit legt Grundlagen für innovative, frauenspezifische Therapien und konkrete klinische Perspektiven", resümiert Dr. Lionel Larue.
Anmerkungen:
[1] Die Arbeit wurde von Dr. Lionel Larue (Inserm, Institut Curie) und Dr. Véronique Delmas (CNRS) geleitet.
[2] Sung, H. et al. Global Cancer Statistics 2020: GLOBOCAN Estimates of Incidence and Mortality Worldwide for 36 Cancers in 185 Countries. CA CANCER J CLIN 71, (2021).
[3] Der YAP-1-Weg reguliert Zellwachstum und -überleben. Seine Dysfunktion ist an Krebs beteiligt, was ihn zu einem vielversprechenden Therapieziel macht.
[4] Anoikis ist ein programmierter Zelltod bei Verlust der Zellverankerung, wichtig für Gewebehomöostase und Tumorpravention.