🐠 Wie Fische Sauerstoff aus dem Wasser atmen: ein natĂŒrliches Ingenieurswunder

Veröffentlicht von Adrien,
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Einen Fisch durch das Wasser gleiten zu sehen, vermittelt den Eindruck, als bewege er sich in einer uns fremden Welt. Doch wĂ€hrend wir Luft zum Atmen brauchen – wie schaffen es diese Tiere, unter der OberflĂ€che zu atmen, wo unsere Lungen nutzlos wĂ€ren? Die Antwort liegt in einem Organ, von dem wir alle schon gehört haben: den Kiemen.


Illustrationsbild Pixabay

Im Gegensatz zu Landlebewesen, die mit ihren Lungen Sauerstoff aus der Luft gewinnen, entziehen Fische den Sauerstoff direkt dem Wasser. Doch Wasser enthĂ€lt viel weniger Sauerstoff als Luft: etwa 30-mal weniger, und dazu noch in gelöster Form. Um dies zu bewĂ€ltigen, lassen Fische große Wassermengen ĂŒber eine extrem dĂŒnne, stark durchblutete AustauschflĂ€che strömen: die KiemenblĂ€ttchen.

Die Kiemen befinden sich beidseitig des Kopfes, geschĂŒtzt unter einem beweglichen Kiemendeckel. Öffnet der Fisch sein Maul, strömt Wasser ein. Schließt er es wieder und öffnet gleichzeitig die Kiemendeckel, fließt das Wasser ĂŒber die Kiemen, die den Sauerstoff aufnehmen und Kohlendioxid abgeben. Dies entspricht unserem Ein- und Ausatmen, nur angepasst an ein viel dichteres Medium als Luft.

Dieses System beruht auf einem hocheffizienten Prinzip: dem Gegenstromaustausch. Das Blut in den Kiemen fließt entgegen der Wasserrichtung, was die Sauerstoffaufnahme ins Blut maximiert. So können Fische bis zu 80 % des im Wasser gelösten Sauerstoffs extrahieren – eine weit höhere Effizienz als unsere Lungen in der Luft erreichen.

Manche Fische haben zusĂ€tzliche Anpassungen entwickelt. Arten in sauerstoffarmen GewĂ€ssern, wie bestimmte Mangroven- oder Amazonasfische, können Luft schlucken und lungenĂ€hnliche Organe oder ihre Haut zur Atmung nutzen. Haie dagegen mĂŒssen stĂ€ndig schwimmen, um Wasser ĂŒber ihre Kiemen zu leiten.

Die Wasseratmung ist nicht ohne Herausforderungen. Da Wasser viel dichter und zĂ€hflĂŒssiger als Luft ist, erfordert dessen Pumpen mehr Energie. Dies erklĂ€rt, warum Fische schnelle Bewegungen oft einschrĂ€nken und AktivitĂ€t mit Ruhephasen abwechseln.


Illustrationsbild Pixabay

Diese Atmungsweise beeinflusst auch direkt die Umwelt der Fische: Zu warmes oder verschmutztes Wasser enthÀlt weniger Sauerstoff, was Meerestiere stresst. Klimawandel und IndustrieabwÀsser können daher das aquatische Leben stark beeintrÀchtigen.

Über die Biologie hinaus inspirieren Fischkiemen sogar Ingenieure. Wasserfiltersysteme und Sauerstoffextraktionsanlagen fĂŒr U-Boote orientieren sich an diesem natĂŒrlichen Vorbild. Die Natur hatte die Lösung also schon lange vor uns parat.

Wenn Sie beim nĂ€chsten Aquariumbesuch oder Tauchgang einen Fisch sein Maul öffnen und schließen sehen, wissen Sie: Er "trinkt" nicht, sondern vollzieht einen lebenswichtigen Austausch – angepasst an eine Welt, in der Luft unsichtbar, aber allgegenwĂ€rtig ist.