Auf ihrem Ministerrat in Bremen hat die EuropĂ€ische Weltraumorganisation einen beispiellosen Haushalt von 22,1 Milliarden Euro fĂŒr den Zeitraum 2026â2028 verabschiedet. Diese Summe, die mehr als 5 Milliarden ĂŒber dem vorherigen Betrag liegt, zielt darauf ab, die FĂ€higkeiten des Kontinents in SchlĂŒsselbereichen wie TrĂ€gerraketen und sicheren Kommunikationsverbindungen zu stĂ€rken.
Der fĂŒr die Wissenschaft vorgesehene Anteil verzeichnet einen deutlichen Anstieg auf fast 3,8 Milliarden Euro. Diese Erhöhung steht im Kontrast zu den fĂŒr die NASA vorgeschlagenen KĂŒrzungen und zeigt eine europĂ€ische PrioritĂ€t fĂŒr die Weltraumforschung. Missionen wie LISA oder EnVision könnten von dieser UnterstĂŒtzung profitieren, und NotfallplĂ€ne werden fĂŒr den Fall eines amerikanischen RĂŒckzugs erwogen. Der Generaldirektor Josef Aschbacher erklĂ€rte, dass diese Finanzierung ein jĂ€hrliches Wachstum von 3,5 % zusĂ€tzlich zur Inflation ermöglichen wird.
KĂŒnstlerische Darstellung einer Ariane-6-Rakete mit zwei Boostern, bekannt als Ariane 62.
Technologische Autonomie wird zu einer PrioritĂ€t, veranschaulicht durch den Rover ExoMars. UrsprĂŒnglich mit Russland, dann mit der NASA entwickelt, erlebte dieses Projekt zahlreiche Wendungen. Die ESA investiert nun, um wichtige Schritte allein zu beherrschen und kĂŒnftige AbhĂ€ngigkeiten zu vermeiden. Die Agentur untersucht auch eine Mission zum Saturnmond Enceladus, um unter dessen Eis nach Lebenszeichen zu suchen.
Die bemannte und robotische Exploration erhĂ€lt etwa 3 Milliarden Euro. Die europĂ€ischen Module fĂŒr Orion oder das Lunar Gateway setzen ihre Entwicklung fort, wobei Anpassungen aufgrund von Partnerwechseln geplant sind. Die Wiederverwendung von Technologien, wie etwa des Erd-RĂŒckkehrorbiters fĂŒr den Mars, zeigt den Willen zu mehr FlexibilitĂ€t.
Duale Anwendungen, wie sichere Kommunikation und Navigation, erhalten erhebliche Finanzierungen. Das Programm European Resilience from Space, ausgestattet mit 1,39 Milliarden Euro, markiert eine Wende hin zu defensiven Nutzungen, trotz des ursprĂŒnglich friedlichen Mandats der Agentur. Diese Initiative reagiert auf die Spannungen mit Russland und die AbhĂ€ngigkeit von US-Systemen.
Mit diesem Haushalt hofft die ESA, ihren RĂŒckstand bei TrĂ€gerraketen und Megakonstellationen aufzuholen und gleichzeitig die Entsendung der ersten europĂ€ischen Astronautin oder des ersten europĂ€ischen Astronauten zum Mond vorzubereiten. Der Weg zur europĂ€ischen WeltraumsouverĂ€nitĂ€t ist noch lang, aber die bereitgestellten Mittel zeichnen eine ambitionierte Flugbahn fĂŒr die kommenden Jahre.
Dual-Use-Technologien im Weltraum
Die ESA erweitert ihre AktivitĂ€ten hin zu Dual-Use-Technologien, die sowohl zivilen als auch militĂ€rischen BedĂŒrfnissen dienen. Das mit 1,39 Milliarden Euro ausgestattete Programm European Resilience from Space veranschaulicht diese Entwicklung. Es umfasst Kommunikations- und Erdbeobachtungssatelliten fĂŒr Verteidigungsanwendungen und reagiert damit auf wachsende geopolitische Spannungen.
Diese Ausrichtung stellt eine deutliche VerĂ€nderung gegenĂŒber dem GrĂŒndungsvertrag der Agentur dar, der sie auf friedliche Zwecke beschrĂ€nkte. Die Mitgliedstaaten, sich ihrer AbhĂ€ngigkeit von US-Systemen bewusst, wollen ihre strategische Autonomie stĂ€rken. Die Investitionen zielen insbesondere auf Navigationskonstellationen in niedrigen Umlaufbahnen ab, die als Backup fĂŒr das Galileo-System konzipiert sind.
Dual-Use-Technologien ermöglichen es auch, kritische Infrastrukturen wie TrĂ€gerraketen und Kommunikationsnetze abzusichern. Durch den Aufbau dieser FĂ€higkeiten versucht Europa, seine Verwundbarkeit gegenĂŒber internationalen Störungen zu verringern. Dieser Ansatz ist Teil eines globalen Trends, bei dem der Weltraum zu einer wesentlichen DomĂ€ne fĂŒr die nationale Sicherheit wird.