Eine verblüffende Frage: Werden unsere Gesichter von unseren Vornamen beeinflusst? Forscher haben kürzlich diese Idee untersucht.
Kinder und Erwachsene haben versucht, Gesichter mit Vornamen zu verknüpfen. Die Ergebnisse waren überraschend.
Beispiele aus der Studie. (A) ist ein Beispiel für Erwachsene (links). (B) ist ein Beispiel für Kinder (rechts). Quelle: Proceedings of the National Academy of Sciences (2024).
Die Studie, die von einem internationalen Forscherteam geleitet wurde, ergab, dass Erwachsene in der Lage waren, Gesichter signifikant mit Vornamen zu verknüpfen. Im Gegensatz dazu gelang es den Kindern nicht, solche Verknüpfungen herzustellen.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich das Erscheinungsbild von Individuen über die Zeit hinweg verändert, um den sozialen Stereotypen ihrer Vornamen zu entsprechen. Eine Analyse mittels maschinellen Lernens stützte diese Hypothese, indem sie eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zwischen den Gesichtern von Erwachsenen mit demselben Vornamen aufzeigte, jedoch nicht bei Kindern.
Die Forscher bringen die Idee einer selbsterfüllenden Prophezeiung vor: Gesichtszüge entwickeln sich, um den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen. Diese Stereotypen können durch verschiedene Quellen beeinflusst werden, wie die Assoziation mit einer berühmten Persönlichkeit oder religiöse Konnotationen.
Dr. Yonat Zwebner von der Reichman Universität betont den tiefgreifenden Einfluss gesellschaftlicher Erwartungen auf das Erscheinungsbild. Diese Studie zeigt eine soziale Strukturierung auf, die nicht nur das Aussehen, sondern potenziell auch andere Aspekte der Identität formt.
Diese Ergebnisse eröffnen neue Perspektiven, wie soziale Faktoren die Bildung der individuellen Identität beeinflussen, weit über den einfachen Vornamen hinaus.
Was ist eine selbsterfüllende Prophezeiung?
Die selbsterfüllende Prophezeiung ist ein psychologisches Phänomen, bei dem ein Glaube oder eine Erwartung an ein Ereignis letztendlich eintritt, nicht durch eine genaue Vorhersage, sondern weil dieser Glaube das Verhalten der Individuen so beeinflusst, dass das erwartete Ereignis eintritt. Dieses Konzept wurde erstmals in den 1940er Jahren vom Soziologen Robert K. Merton vorgeschlagen.
Stellen wir uns vor, jemand ist fest davon überzeugt, bei einer Prüfung durchzufallen. Dieser Glaube kann Stress, unzureichende Vorbereitung und damit mangelndes Vertrauen während der Prüfung verursachen, was die Wahrscheinlichkeit eines Misserfolgs erhöht. Der Misserfolg, der ursprünglich nur eine Befürchtung war, wird durch die Einstellung und das Verhalten der Person zur Realität.
Selbsterfüllende Prophezeiungen können in verschiedenen Bereichen auftreten: Bildung, soziale Beziehungen, Finanzen und sogar das körperliche Erscheinungsbild. Im Kontext von Namen und Gesichtern könnten die sozialen Erwartungen, die mit einem Vornamen verbunden sind, das Individuum unbewusst dazu veranlassen, sich diesen Erwartungen anzupassen und somit sein Erscheinungsbild im Laufe der Zeit zu verändern.