Eine kürzlich von Forschern der Monash University in Australien durchgeführte Studie beleuchtet einen überraschenden Zusammenhang zwischen chronischer Verstopfung und einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen.
Veröffentlicht in der Zeitschrift
American Journal of Physiology-Heart and Circulatory Physiology, stützt sich diese Studie auf Daten von über 400.000 Personen aus der UK Biobank, einer umfangreichen britischen Datenbank.
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Die Forscher haben herausgefunden, dass Menschen, die unter Verstopfung leiden, ein zwei- bis dreimal höheres Risiko haben, ein schwerwiegendes kardiales Ereignis, wie einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall, zu erleiden, verglichen mit Menschen ohne dieses Problem. Das Risiko ist noch ausgeprägter bei Personen, die sowohl unter Verstopfung als auch unter Bluthochdruck leiden, mit einer Erhöhung der Wahrscheinlichkeit für eine kardiovaskuläre Erkrankung um 34 %.
Für Francine Marques, die Hauptforscherin der Studie, zeigen diese Ergebnisse einen oft vernachlässigten Risikofaktor. "Traditionelle Faktoren wie Bluthochdruck, Fettleibigkeit und Rauchen sind wohlbekannt, aber sie erklären das Auftreten bedeutender kardialer Ereignisse nicht vollständig. Diese Studie zeigt, dass Verstopfung eine wichtige Rolle spielen könnte", erklärt sie.
Die Auswirkungen dieser Ergebnisse sind weitreichend, insbesondere in Bezug auf die Darmgesundheit und ihre Rolle bei Herzerkrankungen. Die Forscher haben genetische Korrelationen zwischen Verstopfung und verschiedenen Formen kardiovaskulärer Erkrankungen identifiziert.
Laut Leticia Camargo Tavares, Co-Autorin der Studie, "weist dies darauf hin, dass gemeinsame genetische Faktoren diesen beiden Leiden zugrunde liegen könnten". Diese genetische Verbindung bietet neue Perspektiven für die Forschung über die biologischen Mechanismen, die Darmgesundheit und Herzgesundheit verbinden.
Diese Studie bleibt jedoch beobachtend und ermöglicht es nicht, eine Ursache-Wirkungs-Beziehung festzustellen. Weitere Forschungen sind notwendig, um die genauen Mechanismen zu verstehen, durch die Verstopfung das kardiovaskuläre Risiko beeinflussen könnte.
Eine der vorgeschlagenen Hypothesen ist die einer erhöhten Darmpermeabilität, auch als "Leaky-Gut-Syndrom" bekannt. Dieses Phänomen könnte eine chronische niedriggradige Entzündung verursachen, ein bekannter Risikofaktor für Herzerkrankungen.
Bis weitere Ergebnisse vorliegen, betonen die Forscher die Bedeutung der Berücksichtigung der Darmgesundheit bei der Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen. "In einer Zeit, in der die globale Belastung durch kardiovaskuläre Krankheiten steigt, könnten diese Erkenntnisse den Weg für neue Strategien in der personalisierten Medizin ebnen", schließt Francine Marques ab.