Ein israelisches Labor eröffnet einen neuen Weg fĂŒr die Kohlenstoffspeicherung, indem es die jahrtausendealte Wirkung von Gestein und Wasser nutzt. Dieser Ansatz, inspiriert von einem fundamentalen geologischen Kreislauf, könnte Schwerindustrien ein ergĂ€nzendes Werkzeug zur Minderung ihrer Umweltauswirkungen bieten. Er beruht nicht auf komplexen chemischen Verbindungen, sondern auf der Beschleunigung einer natĂŒrlichen Reaktion zwischen Industriegasen, Meerwasser und hĂ€ufigen Mineralien.
Die gemeinsam von der HebrĂ€ischen UniversitĂ€t Jerusalem und der Open University of Israel durchgefĂŒhrte Forschung geht ein zentrales Problem an: Wie kann ein terrestrischer Prozess zur Kohlenstoffregulierung signifikant verbessert werden, um der aktuellen Klima-Notlage gerecht zu werden? Indem sie dieses langsame PhĂ€nomen in ein kontrolliertes Laborsystem ĂŒbertrugen, konnten die Wissenschaftler dessen Mechanismen sezieren und die SchlĂŒsselparameter identifizieren, um dessen Geschwindigkeit radikal zu erhöhen.
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Mechanik eines beschleunigten natĂŒrlichen Prozesses
Die Verwitterung von Karbonaten ist ein globaler Klimaregulator. Das in der AtmosphĂ€re vorhandene Kohlendioxid löst sich in NiederschlĂ€gen und bildet eine schwache SĂ€ure. Dieses leicht saure Wasser flieĂt dann ĂŒber Gesteinsformationen wie Kalkstein und löst allmĂ€hlich das Calciumcarbonat auf. Die Reaktion produziert Bicarbonat-Ionen, eine gelöste Form von Kohlenstoff, die von FlĂŒssen zum Ozean transportiert und dort langfristig gespeichert wird.
Dieser geochemische Kreislauf, obwohl fundamental, arbeitet auf Zeitskalen, die mit dem Tempo der anthropogenen Emissionen nicht vereinbar sind. Um ihn von mehreren Jahrtausenden auf wenige Stunden zu komprimieren, entwarfen die Forscher einen transparenten experimentellen Reaktor. Darin zirkulieren kontinuierlich Meerwasser und COâ durch ein Bett aus zerkleinertem Gestein und schaffen die natĂŒrlichen Bedingungen kĂŒnstlich nach und intensivieren sie.
Die in der Zeitschrift Environmental Science & Technology veröffentlichte Studie erlĂ€utert, wie die prĂ€zise Kontrolle der physikalisch-chemischen Parameter die Reaktion optimiert. Die Effizienz hĂ€ngt unter anderem vom VerhĂ€ltnis zwischen Gas und Meerwasser ab. Eine moderate Rezirkulation des COâ verbessert dessen Einbindung, wĂ€hrend ein zu aggressiver Fluss den Prozess beeintrĂ€chtigen kann. Auch die KorngröĂe des Gesteins beeinflusst das Ergebnis.
Perspektiven fĂŒr eine industrielle Anwendung
Das System hat seine FĂ€higkeit demonstriert, etwa 20 % des injizierten COâ in gelösten anorganischen Kohlenstoff umzuwandeln. Diese Marge weist auf ein erhebliches Optimierungspotenzial durch Verfahrenstechnik hin. Dolomit erwies sich als ein besonders interessantes Material, da es die Bildung sekundĂ€rer NiederschlĂ€ge zu vermeiden scheint, die Kohlenstoff wieder freisetzen könnten, und so einen stabileren Sequestrierungspfad bietet.
Kraftwerke, insbesondere solche, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, stellen ein offensichtliches Anwendungsziel dar. Die Integration von nach diesem Prinzip inspirierten Reaktoren nachgeschaltet zu den Schornsteinen könnte es ermöglichen, einen Teil der Rauchgase zu behandeln. Das Verfahren wĂŒrde Meerwasser und reichlich vorhandene Gesteine nutzen, Ressourcen, die fĂŒr viele KĂŒstenanlagen zugĂ€nglich sind.
Andere stark emittierende Sektoren wie die Zement- oder Stahlproduktion könnten diese Technologie ebenfalls anpassen. Sie bietet eine Alternative oder ErgÀnzung zu energieintensiveren Abscheidemethoden. Die Autoren betonen, dass dieser Ansatz darauf abzielt, von der Natur inspirierte Lösungen in die bestehende Industriestruktur zu integrieren und so einen pragmatischen Weg zur Emissionsreduktion aufzeigt.
Um weiterzugehen: Wie wird Kohlenstoff im Ozean gespeichert?
Der Ozean wirkt wie ein riesiger Kohlendioxidschwamm. An seiner OberflĂ€che löst sich das in der Luft vorhandene COâ direkt im Wasser, ein Austausch, der durch die Bewegung von Wellen und Winden erleichtert wird. Einmal im Meerwasser angelangt, wandelt sich ein Teil dieses Gases in KohlensĂ€ure um, die sich dann in Bicarbonat- und Carbonat-Ionen aufspaltet. Diese Gesamtheit bildet das, was Wissenschaftler als gelösten anorganischen Kohlenstoff bezeichnen, die erste Form der Ozeanspeicherung.
Die Zirkulation der Wassermassen spielt dann eine wesentliche Transportrolle. Die mit gelöstem Kohlenstoff angereicherten OberflĂ€chengewĂ€sser kĂŒhlen sich in der NĂ€he der Pole ab, werden dichter und sinken in die Tiefe. Dieses PhĂ€nomen transportiert den Kohlenstoff in die tieferen Ozeanschichten, wo er Jahrhunderte lang von der AtmosphĂ€re isoliert bleiben kann. Es handelt sich um einen langsamen, aber sehr umfangreichen Sequestrierungsprozess.
Parallel dazu betreibt das marine Leben eine "biologische Pumpe". Phytoplankton, winzige Algen, nimmt das gelöste COâ auf, um nahe der OberflĂ€che seine Photosynthese durchzufĂŒhren. Wenn sie sterben, sedimentiert ein Teil dieser Organismen und der Abfallstoffe der sie konsumierenden Tiere zum Meeresboden. Ein Bruchteil dieses organischen Kohlenstoffs wird so in den Sedimenten vergraben und bildet eine sehr langfristige Speicherung ĂŒber Tausende von Jahren.