Warum Alkohol aggressiv machen kann đŸ„‚

Veröffentlicht von Cédric,
Autor des Artikels: Cédric DEPOND
Quelle: Journal of Studies on Alcohol and Drugs
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Alkohol, diese ambivalente FlĂŒssigkeit, kann weitaus mehr bewirken als bloße Euphorie. Ein Forschungsteam der UniversitĂ€t Ohio hat kĂŒrzlich ein beunruhigendes PhĂ€nomen ins Licht gerĂŒckt: Seine Wirkung auf unsere Schmerzempfindlichkeit beeinflusst direkt unser Verhalten und kann Aggressionen erheblich verstĂ€rken.


Laut der Studie, die im Journal of Studies on Alcohol and Drugs veröffentlicht wurde, betĂ€ubt Alkohol nicht nur schmerzhafte Empfindungen, sondern verĂ€ndert auch die Wahrnehmung des anderen zugefĂŒgten Leidens. Diese Entdeckung basiert auf zwei Experimenten mit insgesamt 870 freiwilligen regelmĂ€ĂŸigen Alkoholkonsumenten, die angeworben und fĂŒr ihre Teilnahme an neuartigen Tests entlohnt wurden.

ZunĂ€chst konsumierte jeder Teilnehmer ein GetrĂ€nk, entweder alkoholhaltig oder ein Placebo – ohne die genaue Beschaffenheit zu kennen. FĂŒr die Placebo-GetrĂ€nke wurde ein cleverer Trick angewendet: Ein paar Tropfen Alkohol wurden auf das Glas gesprĂŒht, um den Geschmack von Ethanol zu simulieren. Anschließend wurde den Probanden elektrische Impulse mit steigender IntensitĂ€t verabreicht, um ihre Schmerzgrenze zu testen. Die Ergebnisse waren eindeutig: Diejenigen, die Alkohol getrunken hatten, zeigten eine erhöhte Schmerztoleranz.

Anschließend wurden die Teilnehmer eingeladen, an einem Spiel teilzunehmen, bei dem der Gewinner dem Verlierer eine elektrische Entladung in frei wĂ€hlbarer IntensitĂ€t verabreichen konnte. Es zeigte sich, dass je höher die Schmerztoleranz eines Teilnehmers war, desto eher war er bereit, seinem „Gegner“ schmerzhafte Impulse zuzufĂŒgen. TatsĂ€chlich existierte jedoch kein echter Gegner: Alles war von den Forschern inszeniert, um den Grad der AggressivitĂ€t zu messen.

Brad Bushman, einer der Mitautoren der Studie, betont, dass Alkohol nicht nur Schmerzen betĂ€ubt, sondern auch die Empathie abstumpfen lĂ€sst. Weniger empfindlich gegenĂŒber dem eigenen Schmerz schienen die Teilnehmer weniger geneigt, den Schmerz anderer zu berĂŒcksichtigen – ein Mechanismus, der einige gewalttĂ€tige Verhaltensweisen im Rauschzustand erklĂ€ren könnte.

Die Blutalkoholkonzentration der Freiwilligen lag leicht ĂŒber der gesetzlichen Grenze fĂŒr das Autofahren in den USA, etwa bei 0,1 %. Die Forscher vermuten jedoch, dass höhere Alkoholkonsumwerte diese Effekte noch verstĂ€rken könnten – ein beunruhigender Gedanke, vor allem angesichts der Tatsache, dass Alkohol oft mit Gewaltakten und schweren UnfĂ€llen in Verbindung gebracht wird.

Im Hintergrund hebt diese Studie die Rolle der durch Alkohol verursachten neuronalen VerĂ€nderungen hervor. Abgesehen von der hĂ€ufig erwĂ€hnten Enthemmung und dem GefĂŒhl von Allmacht zeigt diese Forschung eine weitere Hauptursache fĂŒr Aggressionen auf: Eine verĂ€nderte physische Schmerzgrenze, die mit einer verringerten Empathie einhergeht.

Diese Forschung eröffnet neue Wege, um die biologischen Mechanismen der alkoholbedingten Gewalt besser zu verstehen. Ein bedeutender Fortschritt, da Alkohol nach wie vor einer der Hauptfaktoren fĂŒr riskantes Verhalten in unseren Gesellschaften ist.