😴 Zu denken, man sei wach, während man schläft – ist das normal?

Veröffentlicht von Adrien,
Quelle: Universität Genf
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Eine Studie liefert überraschende Erkenntnisse über Schlaflosigkeit, eine weit verbreitete Schlafstörung, die 5 bis 10 % der Erwachsenen betrifft. Trotz des häufigen Gefühls eines gestörten Schlafs bei diesen Personen scheinen die Schlafregulationsmechanismen im Allgemeinen funktionsfähig zu bleiben.


In dieser Studie, die von Carlotta Schneider unter der Leitung von Professor Christoph Nissen durchgeführt wurde, verglichen die Forscher 30 gesunde Personen mit 30 Patienten, die unter Schlaflosigkeit litten. Das Experiment bestand darin, die Teilnehmer während ihres Tiefschlafs gezielt mit einem vibrierenden Armband zu wecken und sie dann sofort zu fragen, ob sie geschlafen oder wach gewesen waren, als sie geweckt wurden.

Überraschenderweise waren die Antworten in beiden Gruppen ähnlich. Etwa die Hälfte der Personen dachte, sie hätten geschlafen, während die andere Hälfte sich wach fühlte. Die Messungen der Gehirnaktivität zeigten eine allgemeine Übereinstimmung zwischen dem Eindruck der Teilnehmer und ihrem tatsächlichen Gehirnzustand: Teilnehmer, die sich wach fühlten, hatten oft eine Gehirnaktivität, die dem Wachzustand nahekam, obwohl zuvor ein Tiefschlafzustand aufgezeichnet worden war. Dieses Ergebnis war sowohl bei schlaflosen als auch bei gesunden Personen ähnlich.

Schlaf oder Wachsein: eine fließende Grenze


Diese Entdeckung unterstützt die Idee, dass die Grenze zwischen Schlaf und Wachsein fließender ist als bisher angenommen. Tatsächlich scheint unser Gehirn ständig zwischen diesen beiden Zuständen zu oszillieren, selbst während der Tiefschlafphasen. Dieses Phänomen, das als "Schlaf-Wach-Kontinuum" bezeichnet wird, erklärt teilweise, warum manche Menschen mit Schlaflosigkeit ihren Schlaf als unzureichend oder gestört wahrnehmen, obwohl ihre Schlafzyklen normal bleiben.

Die Ergebnisse, die in der Zeitschrift Scientific Reports veröffentlicht wurden, zeigen, dass die kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung von Schlaflosigkeit (KVT-I) besonders vorteilhaft sein könnte und sogar Medikamenten vorgezogen werden sollte.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die mit Schlaflosigkeit verbundenen Schwierigkeiten durch psychologische, emotionale oder verhaltensbedingte Mechanismen verstärkt werden könnten, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben. Anstatt direkt zu Medikamenten zu greifen, die oft mit dem Risiko von Nebenwirkungen oder Abhängigkeit verbunden sind, stellt die KVT-I daher einen wirksamen Ansatz dar, um Patienten dabei zu helfen, ihren Schlaf besser zu bewältigen.

Diese Forschung, die von Wissenschaftlern der Universitätskliniken Genf (HUG), der Universität Genf (UNIGE) und der Universität Bern (UniBE) durchgeführt wurde, eröffnet auch neue Perspektiven für weitere Studien zum Konzept des Schlaf-Wach-Kontinuums und zu den besten Möglichkeiten, Schlaflosigkeit ohne Medikamente zu behandeln.