Seit Jahren durchforsten Wissenschaftler die eisigen Außenbezirke unseres Sonnensystems auf der Suche nach einem noch unbekannten massereichen Planeten. Die beobachteten Störungen in den Umlaufbahnen von Objekten im Kuipergürtel deuten auf die Existenz eines solchen Himmelskörpers hin, der den Spitznamen Planet Neun trägt. Dieser wäre, falls er existiert, deutlich weiter entfernt und massereicher als Pluto.
Traditionell konzentrierten sich die Forschungen auf das von der Planetenoberfläche reflektierte Sonnenlicht. Ein Team unter der Leitung von Amos Chen wählte einen innovativen Ansatz, indem es nach der thermischen Signatur des Planeten suchte. Die natürliche Wärmeabstrahlung eines Objekts ist in großer Entfernung besser erkennbar als reflektiertes Licht und bietet somit eine vielversprechendere Spur.
Künstlerische Darstellung von Planet Neun, einer hypothetischen Welt, von der einige Wissenschaftler glauben, dass sie in den äußeren Bereichen des Sonnensystems existiert.
Die Forscher nutzten Daten von AKARI, einem japanischen Weltraumteleskop für den fernen Infrarotbereich. Diese Technologie ermöglicht es, das schwache Wärmesignal eines so entfernten und kalten Planeten zu erfassen. Die Analyse konzentrierte sich auf einen bestimmten Himmelsbereich, der laut Simulationen der wahrscheinlichste Ort für Planet Neun ist.
Aus dieser sorgfältigen Untersuchung gingen zwei potenzielle Kandidaten hervor. Ihre Position und Infrarotstrahlung entsprechen den theoretischen Erwartungen an Planet Neun. Obwohl vielversprechend, bedürfen diese Ergebnisse weiterer Beobachtungen, um ihre Natur zu bestätigen. Die Entdeckung eines solchen Planeten würde unser Verständnis der Entstehung des Sonnensystems revolutionieren.
Diese innovative Methode zeigt, wie die Wissenschaft manchmal durch unkonventionelle Wege voranschreitet. Die Suche nach Planet Neun beweist, dass die effektivsten Lösungen nicht immer die naheliegendsten sind.
Warum ist die thermische Signatur effektiver als reflektiertes Licht?
Reflektiertes Licht nimmt mit der Entfernung schnell ab, entsprechend einem mathematischen Gesetz. Die von einem Objekt selbst ausgehende Wärme hingegen nimmt langsamer ab, was sie in großer Entfernung besser nachweisbar macht.
Infrarotteleskope wie AKARI sind darauf ausgelegt, selbst minimale Wärme zu erfassen. Dies eröffnet neue Möglichkeiten zur Entdeckung von Himmelskörpern, die zu weit entfernt oder zu kalt sind, um auf andere Weise beobachtet zu werden.
Dieser thermische Ansatz eignet sich besonders für die Suche nach Planet Neun, der sich in einer Region befindet, in der das Sonnenlicht extrem schwach ist. Er könnte auch auf die Suche nach anderen Objekten in den äußeren Bereichen des Sonnensystems angewendet werden.
Wie verraten Objekte im Kuipergürtel die Existenz von Planet Neun?
Objekte im Kuipergürtel weisen merkwürdig ausgerichtete Umlaufbahnen auf, was auf den gravitativen Einfluss eines massereichen Körpers hindeutet. Diese Konfiguration ist in einem Sonnensystem ohne einen solchen Planeten unwahrscheinlich.
Computersimulationen zeigen, dass ein Planet mit der 5- bis 10-fachen Masse der Erde diese Anomalien erklären könnte. Seine Umlaufbahn wäre sehr weit entfernt, etwa 400- bis 800-mal so weit wie die Entfernung zwischen Erde und Sonne, was eine direkte Beobachtung erschwert.
Die Untersuchung dieser entfernten Objekte bietet somit eine indirekte Methode zur Lokalisierung von Planet Neun.