Beeinflusst Testosteron wirklich die sexuelle Lust von MĂ€nnern? đŸ”„

Veröffentlicht von Cédric,
Artikelautor: Cédric DEPOND
Quelle: Proceedings of the Royal Society B
Andere Sprachen: FR, EN, ES, PT
Das Bild eines allmÀchtigen Hormons, das jedes Verlangen des mÀnnlichen Begehrens formt, wird infrage gestellt. Eine aktuelle Studie beleuchtet die Rolle des Testosterons in einem neuen Licht, jenseits bekannter Klischees.

Einen Monat lang nahmen 41 MĂ€nner an einem neuartigen Experiment der UniversitĂ€t von Kalifornien in Santa Barbara teil. Jeden Tag sammelten sie eine Speichelprobe, um ihre Hormonspiegel zu messen, und zeichneten ihre Gedanken zu VerfĂŒhrung und sexuellem Verlangen auf. Diese methodisch prĂ€zise Untersuchung zielte darauf ab, die Beziehung zwischen Hormonschwankungen und der Libido zu analysieren.


Abbildung zur Illustration Pixabay

Die Ergebnisse sind ĂŒberraschend: Es konnte keine direkte Korrelation zwischen Testosteron und der IntensitĂ€t des tĂ€glichen sexuellen Verlangens festgestellt werden. WĂ€hrend hormoneller Spitzen schien das sexuelle Verlangen der Teilnehmer nicht zuzunehmen. Diese Entdeckung stellt die Forscher vor neue Fragen und lĂ€sst sie die Mechanismen hinter menschlicher Anziehung ĂŒberdenken.

Allerdings zeigt sich ein interessanter Unterschied in AbhĂ€ngigkeit vom Beziehungsstatus. Alleinstehende MĂ€nner zeigen bei Interaktionen mit potenziellen Partnern ein besonderes Verhalten. An Tagen mit erhöhtem Testosteronspiegel steigerten sie ihre VerfĂŒhrungsbemĂŒhungen, als wĂŒrde das Hormon eine Strategie der AnnĂ€herung fördern.

Diese Beobachtung unterstĂŒtzt eine alternative Hypothese: Testosteron könnte eher als eine Art sozialer Anpassungshebel wirken. Es könnte alleinstehende MĂ€nner dazu anregen, ihre Interaktionen in einem Kontext der Partnerwahl zu intensivieren, ein PhĂ€nomen, das auch bei einigen Tierarten beobachtet wird.

Die Auswirkungen der Erkenntnisse sind weitreichend, insbesondere in Bezug auf die hĂ€ufig verschriebenen Hormontherapien gegen den RĂŒckgang des sexuellen Verlangens. Die Ergebnisse werfen Zweifel an der Wirksamkeit dieser Behandlungen auf, wenn die Testosteronspiegel im normalen Bereich liegen.

Ein weiterer von Wissenschaftlern untersuchter Ansatz ist der zeitliche Rahmen der hormonellen Wirkung. Steroide wie Testosteron entfachen ihre Effekte möglicherweise zeitverzögert, indem sie Verhalten ĂŒber mehrere Tage hinweg beeinflussen, anstatt sofort.

Schließlich unterstreichen diese Arbeiten eine ForschungslĂŒcke: WĂ€hrend weibliche Hormone intensiv untersucht wurden, bleiben mĂ€nnliche Hormone noch immer wenig erforscht. Die Wissenschaftler fordern umfassendere Studien, um die biologischen Feinheiten besser zu verstehen.

Diese Studie regt somit eine notwendige Diskussion ĂŒber die vorgefassten Meinungen zur MĂ€nnlichkeit und zum Verlangen an. Sie lĂ€dt ein, ĂŒber vereinfachte biologische ErklĂ€rungsmodelle hinauszugehen und die KomplexitĂ€t menschlichen Verhaltens zu erfassen.

Was ist Testosteron?


Testosteron ist ein Steroidhormon, das vor allem in den Hoden bei MÀnnern sowie in geringeren Mengen in den Eierstöcken und Nebennieren bei Frauen produziert wird.

Es wird oft mit mÀnnlichen Merkmalen wie Körperbehaarung, Muskelentwicklung und tiefer Stimme in Verbindung gebracht. Allerdings spielt es auch eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Libido und Energie sowie bei der Produktion von Spermien.

Bei Frauen trĂ€gt Testosteron zur Erhaltung der Knochendichte, der Muskelmasse und des hormonellen Gleichgewichts bei. Mit zunehmendem Alter nimmt die Testosteronproduktion bei beiden Geschlechtern auf natĂŒrliche Weise ab, allerdings bei Frauen allmĂ€hlicher.

Abnormale Werte, ob zu niedrig oder zu hoch, können zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen fĂŒhren, von MĂŒdigkeit bis hin zu Stoffwechsel- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.