Die Einkommen des reichsten 1 % werden systematisch unterschätzt, hier ist der Grund dafür

Veröffentlicht von Adrien,
Quelle: PNAS Nexus
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Die Reichsten der Welt scheinen weniger reich zu sein, als sie es in Wirklichkeit sind, zumindest im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit. Diese falsche Wahrnehmung hat jedoch direkte Auswirkungen auf die Unterstützung von Maßnahmen zur Umverteilung von Reichtum.

Seit den 1970er Jahren hat die Einkommensungleichheit, insbesondere in den Vereinigten Staaten, zugenommen. Dies hat jedoch zu keiner wesentlichen Veränderung der öffentlichen Meinung hinsichtlich der sozialen Gerechtigkeit geführt.


Laut einer Studie von Barnabas Szaszi und seinem Team unterschätzen Menschen systematisch die Einkommen der Reichsten. Dieses Phänomen wurde in mehreren Experimenten mit amerikanischen Bürgern belegt.

In der ersten Studie wurden fast 1000 Teilnehmer eingeladen, die Einkommensgrenzen verschiedener Perzentile der Bevölkerung zu schätzen. Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Menschen den Schwellenwert des reichsten 1 % stark unterschätzen, während sie bei niedrigeren Einkommensklassen deutlich genauer sind.

Eine andere Gruppe von Teilnehmern, bestehend aus 834 Bürgern, nahm an einem ähnlichen Experiment teil, bei dem diesmal eine finanzielle Anreizstruktur eingeführt wurde, um genauere Antworten zu fördern. Die Ergebnisse blieben dieselben: Eine deutliche Unterschätzung der höchsten Einkommen.

Zwei weitere Studien verwendeten einen anderen Ansatz: Die Teilnehmer sollten die Einkommen fiktiver Mitglieder einer imaginären Gesellschaft abschätzen. Auch hier beobachtete das Forschungsteam eine Tendenz, die Einkommen der Reichsten zu unterschätzen, selbst wenn die Daten explizit präsentiert wurden.

Diese Unempfindlichkeit gegenüber den Reichtümern der Reichsten könnte mit einem psychologischen Phänomen namens "Skalenblindheit" zusammenhängen. Menschen nehmen sehr große Geldsummen unscharf wahr und gruppieren sie in weiten Kategorien wie "reich", ohne den Unterschied zwischen mehreren Millionen und Milliarden wirklich zu erfassen.

Dieses Missverständnis könnte erklären, warum Appelle nach einer gerechteren Umverteilung von Reichtum in den Vereinigten Staaten kaum Unterstützung finden, obwohl die Ungleichheit noch nie so groß war.