Dieses gravitative Kataklysmus erklĂ€rt die Entstehung der beiden Monde des Mars đŸ’„

Veröffentlicht von Adrien,
Quelle: Icarus
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Die Monde des Mars, Phobos und Deimos, faszinieren seit Jahrzehnten Astronomen durch ihre merkwĂŒrdige Form und ihre erstaunlich regelmĂ€ĂŸige Umlaufbahn. WĂ€hrend sie an eingefangene Asteroiden erinnern, widerspricht ihre Umlaufbahn dieser klassischen ErklĂ€rung. Eine neue Studie schlĂ€gt nun einen neuartigen Ursprung vor: ein gravitativer Kataklysmus, verursacht durch einen Asteroiden, der sich gefĂ€hrlich nahe an den Roten Planeten heranwagte.

Simulation der Flugbahnen der Fragmente eines durch die Gravitation des Mars zerrissenen Asteroiden.
Bildnachweis: NASA Ames/Durham University

Die Forscher nutzten fortschrittliche Computersimulationen, um eine faszinierende Hypothese zu testen. Wenn ein riesiger Asteroid die „Roche-Grenze“ des Mars ĂŒberschreitet, bei der GezeitenkrĂ€fte so stark sind, dass ein Objekt zerrissen werden kann, wird er pulverisiert. Die TrĂŒmmer bilden daraufhin eine Scheibe um den Planeten, aus der sich Monde wie Phobos und Deimos allmĂ€hlich zusammensetzen könnten.

Diese ErklĂ€rung löst mehrere RĂ€tsel. Im Gegensatz zu anderen eingefangenen Monden, wie Triton, der Neptun umkreist, folgen Phobos und Deimos kreisförmigen Bahnen, die mit dem Mars-Äquator ausgerichtet sind. Diese Merkmale wĂ€ren mit einer lokalen Bildung aus einer TrĂŒmmerscheibe kompatibel, nicht jedoch mit einem eingefangenen Asteroiden.

Bisher wurde eine andere Theorie in Betracht gezogen, wonach diese Monde aus einem Einschlag auf dem Mars stammen könnten, Ă€hnlich jenem, der unseren Mond formte. Allerdings stellen deutliche Unterschiede zwischen Phobos und Deimos, insbesondere in ihrer jeweiligen Höhe, eine Herausforderung fĂŒr dieses Modell dar. Das neue Szenario, vorgeschlagen von Jacob Kegerreis und seinen Kollegen, könnte daher eine kohĂ€rente Antwort liefern.

Die auf den Supercomputern der UniversitĂ€t Durham durchgefĂŒhrten Simulationen untersuchten verschiedene GrĂ¶ĂŸen, Geschwindigkeiten und AnnĂ€herungswinkel des Asteroiden. Diese Berechnungen zeigen, dass ein bedeutender Teil der TrĂŒmmer in der Umlaufbahn blieb und sich allmĂ€hlich zu kleineren Partikeln verdichtete, die sich zu zwei Monden ansammelten.

Das Modell von Kegerreis sagt auch eine unterschiedliche Verteilung der Materialien voraus, wodurch Deimos in grĂ¶ĂŸerer Entfernung vom Mars entstehen konnte. Jack Lissauer von der NASA betont, dass dies auf einen „bescheideneren“ Mutter-Asteroiden hindeutet, der jedoch ausreicht, um die Entstehung der beiden Monde zu erklĂ€ren.


Die beiden Monde des Mars, Phobos und Deimos, dargestellt in ihrer Umlaufbahn um den Roten Planeten.
Bildnachweis: NASA

Die Hypothese wird ab 2026 mit der Mission Martian Moons eXploration (MMX) der japanischen Raumfahrtagentur (JAXA) getestet. Ziel ist es, Proben von Phobos zur Analyse zurĂŒckzubringen. Das von der NASA entwickelte Instrument MEGANE wird dabei insbesondere die chemischen Elemente an der OberflĂ€che des Mondes identifizieren.

Die gesammelten Daten könnten möglicherweise zwischen den verschiedenen Theorien entscheiden. Sollten die Proben Materialien enthĂŒllen, die den Mars Ă€hneln, wĂŒrde dies die Einschlagstheorie unterstĂŒtzen. Eine Zusammensetzung, die nĂ€her an Asteroiden liegt, wĂŒrde dagegen die TrĂŒmmerscheiben-Hypothese bekrĂ€ftigen.

Bis dahin eröffnen die Simulationen weiterhin neue Perspektiven. Die Forscher hoffen, diese Modelle auch auf andere PhÀnomene anwenden zu können, etwa die Entstehung der Ringe des Saturn oder den Ursprung anderer Monde im Sonnensystem.