Eine vergessene Hirnregion ermöglicht es Gelähmten, wieder zu gehen 🧠

Veröffentlicht von Cédric,
Artikel von: Cédric DEPOND
Quelle: Nature Medicine
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Und was, wenn die Hoffnung, nach einer Lähmung wieder laufen zu können, aus einer bisher unbeachteten Hirnregion stammt? Eine vielversprechende Stimulationsmethode, die auf neurowissenschaftlichen Forschungen basiert, verleiht gelähmten Patienten heute Mobilität und Autonomie zurück.

Seit ihrer Entwicklung in den 1990er Jahren zur Bekämpfung der Parkinson-Krankheit hat die tiefe Hirnstimulation ihre Wirksamkeit bei der Behandlung schwerer neurologischer Störungen bewiesen. Heute gehen schweizerische Forscher einen entscheidenden Schritt weiter: Sie setzen diese Methode ein, um motorische Funktionen bei Menschen mit Rückenmarksverletzungen wiederherzustellen.


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Rückenmarksverletzungen, die häufig zu einer Paraplegie führen, verursachen einen teilweisen oder vollständigen Verlust der Kommunikation zwischen Gehirn und Gliedmaßen. Dennoch überleben oft einige Nervenfasern diese Verletzungen. Durch die Verstärkung der über diese verbliebenen Verbindungen übertragenen Signale könnte die Hirnstimulation dem Körper helfen, einen Teil seiner motorischen Fähigkeiten zurückzugewinnen.

Um die zu stimulierende Region zu identifizieren, untersuchten die Wissenschaftler die Gehirnaktivität von gelähmten Mäusen. Sie entdeckten, dass der Hypothalamus, eine Region, die für die Regulierung von Funktionen wie Appetit bekannt ist, eine unerwartete Rolle beim Gehen spielt. Die Aktivierung seiner Neuronen mittels einer optogenetischen Methode ermöglichte es den Nagetieren, wieder flüssiger zu gehen.

Dieses Prinzip wurde an Ratten mit schweren Rückenmarksverletzungen getestet. Das Ergebnis: Selbst bei einer Zerstörung von 80 % des Nervengewebes konnten diese Tiere nach mehreren Wochen Stimulation wieder laufen. Noch beeindruckender war, dass die Fortschritte auch nach Beendigung der Stimulation anhielten, was auf eine echte Reparatur der neuronalen Schaltkreise hinweist.

Ermutigt wendeten die Forscher die Methode auf zwei menschliche Patienten an. Mit in ihrem Hypothalamus implantierten Elektroden verbesserten sich die Mobilität dieser freiwilligen Teilnehmer bereits nach der ersten Stimulation. Drei Monate Rehabilitation festigten diese Ergebnisse und ermöglichten Bewegungen, die zuvor unmöglich waren, wie das Treppensteigen oder das Gehen ohne Hilfe.

Laut den Autoren der Studie, die in Nature Medicine veröffentlicht wurde, wirkt diese Technik, indem sie die Bildung neuer Nervenverbindungen in den verletzten Bereichen fördert. Ein vielversprechender Fortschritt, der jedoch noch in größerem Maßstab validiert werden muss.

Die Perspektiven sind vielfältig. Die Kombination dieses Ansatzes mit der direkten Stimulation des Rückenmarks könnte eine neue Ära in der Behandlung von Lähmungen einläuten. Langfristig könnten diese kombinierten Innovationen die Rehabilitation von Patienten mit neurologischen Verletzungen revolutionieren.

Wie wirkt die tiefe Hirnstimulation auf Rückenmarksverletzungen?


Die tiefe Hirnstimulation (THS) basiert auf der gezielten Übermittlung elektrischer Impulse an bestimmte Gehirnregionen mittels implantierter Elektroden. Diese Technik beeinflusst direkt die neuronale Aktivität und unterstützt die Signalübertragung.

Im Fall von Rückenmarksverletzungen wirkt die THS auf die verbleibenden Neuronen, indem sie bestehende Verbindungen stärkt. Sie kompensiert geschwächte Signale durch die Verletzung und ermöglicht so eine teilweise Wiederherstellung der Bewegungen.

Darüber hinaus fördert die Stimulation die Regeneration von Nervenfasern und beschleunigt die natürliche Reparatur. In einigen Fällen hält die Wirkung sogar nach Beendigung der Stimulation an.

Diese Ergebnisse eröffnen wichtige Perspektiven für die Behandlung von Lähmungen, die bisher als irreversibel galten.