In einem Labor in Seoul erforschen Wissenschaftler eine unerwartete Möglichkeit, um den Bedarf an Hundeblut-Transfusionen zu decken. Ihr Ziel: Hundeblut im Labor zu züchten – ein weltweites Novum.
Artblood, ein junges Unternehmen für Bioingenieurwesen, hat sich mit zwei südkoreanischen Universitäten zusammengetan, um diese Herausforderung zu meistern: die Produktion von roten Hundeblutkörperchen im Labor aus Blutstammzellen. Diese aufstrebende Technologie wurde auf der internationalen Konferenz CELL BIO 2024 in San Diego vorgestellt, einem Event, das führende Experten der Zellbiologie aus aller Welt zusammenbringt.
Die Grundlage für diesen Fortschritt ist ein Prozess, bei dem periphere mononukleäre Zellen von Hunden, eine Art von weißen Blutkörperchen, verwendet werden. Diese Zellen wurden mit Zytokinen und Zellmarkern menschlichen und tierischen Ursprungs kombiniert und 20 Tage lang kultiviert, um rote Blutkörperchen zu generieren.
Laut den Forschern weisen die produzierten roten Blutkörperchen eine etwas kleinere Größe als menschliche rote Blutkörperchen auf, besitzen jedoch die gleiche Fähigkeit, Sauerstoff zu transportieren. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass die maximale Zellvermehrung bereits am 17. Tag des Prozesses erreicht wird.
Derzeit basieren Bluttransfusionen für Hunde auf Spenden von anderen Hunden. Diese Praxis ist jedoch durch die Verfügbarkeit der Spender begrenzt und wirft ethische Fragen auf. Die In-vitro-Produktion könnte diese Probleme lösen, indem sie eine zuverlässige und tierfreundliche Versorgung garantiert.
Das Team hofft außerdem, dass diese Technologie neue Perspektiven für die Erforschung von Bluterkrankungen eröffnet. Durch die Untersuchung dieser gezüchteten roten Blutkörperchen könnten Wissenschaftler einige pathologische Mechanismen besser verstehen und neue Behandlungen entwickeln.
Die Auswirkungen dieser Erfindung gehen über Hunde hinaus. Auch Katzen, die in Notfällen Bluttransfusionen von Hunden erhalten können, könnten durch diese Innovation profitieren. Dieser Fortschritt legt somit den Grundstein für ein breiteres und integrativeres System in der Veterinärmedizin.
Obwohl die unmittelbaren Anwendungen hauptsächlich Tiere betreffen, bleibt die In-vitro-Blutproduktion eine Schlüsseltechnologie für die Biomedizin insgesamt. Indem sie diese beherrschen, erweitern Forscher die Grenzen des Möglichen und machen die Medizin gleichzeitig ethischer.
Was ist die In-vitro-Blutproduktion?
Die In-vitro-Blutproduktion ist eine biomedizinische Technik, die darauf abzielt, Blutzellen außerhalb eines lebenden Organismus zu züchten. Diese Methode basiert auf der Verwendung von Stammzellen oder spezifischen Blutzellen, die in ein angereichertes Kulturmedium eingebracht werden.
Um deren Wachstum und Differenzierung zu fördern, fügen Wissenschaftler Substanzen hinzu, die Zytokine genannt werden und die Zellaktivität regulieren, sowie Marker, die den Prozess gezielt steuern. Diese Schritte ermöglichen die Herstellung von roten Blutkörperchen oder anderen Blutbestandteilen.
Die Technik wurde ursprünglich für menschliche Anwendungen entwickelt, findet heute jedoch auch in der Veterinärmedizin Anwendung. Sie bietet eine vielversprechende Alternative zu traditionellen Blutspenden, insbesondere zur Bewältigung von Engpässen oder zur Minimierung der Nutzung von Tieren als Spender.