Vor über einer Million Jahren trotzte Homo erectus den extremen Bedingungen der afrikanischen Wüsten. Eine aktuelle Studie zeigt, wie dieser Vorfahr der Menschheit in trockenen Umgebungen gedieh, lange bevor Homo sapiens existierte.
Die Oldupai-Schlucht in Tansania bietet einen einzigartigen Einblick in diese Zeit. Diese Stätte, die oft als Wiege der Menschheit betrachtet wird, hat Hinweise darauf geliefert, wie Homo erectus es schaffte, sich an unwirtliche Landschaften anzupassen. Forscher haben eine von Dürre geprägte Umgebung rekonstruiert, in der Ressourcen knapp und verstreut waren.
Eine unwirtliche Umgebung
Vor 1,2 bis 1 Million Jahren war die Region Oldupai von halbtrockenen Ebenen dominiert. Analysen von Sedimenten und fossilen Pollen zeigen eine spärliche Vegetation, die hauptsächlich aus dürreresistenten Pflanzen bestand. Die klimatischen Bedingungen waren extrem, mit hohen Temperaturen und geringer Wasserverfügbarkeit.
Die Forscher identifizierten auch Spuren von Buschfeuern und salzhaltigen Böden, die für trockene Gebiete typisch sind. Diese Elemente bestätigen, dass die Umgebung besonders unwirtlich war. Dennoch überlebte Homo erectus nicht nur, sondern gedieh auch in diesem Milieu.
Ingenieuse Anpassungsstrategien
Homo erectus entwickelte ausgeklügelte Techniken, um die verfügbaren Ressourcen zu nutzen. Steinwerkzeuge, darunter Faustkeile und Schaber, zeugen von fortgeschrittenen technischen Fähigkeiten. Diese Werkzeuge ermöglichten es, Tierkadaver zu verarbeiten und das nahrhafte Knochenmark zu extrahieren.
Wasserstellen wie Teiche und Flussmündungen spielten eine zentrale Rolle für ihr Überleben. Homo erectus kehrte regelmäßig zu diesen strategischen Orten zurück, was auf eine Fähigkeit zur Planung und Anpassung an Umweltbedingungen hinweist.
Eine abwechslungsreiche Ernährung
Isotopenanalysen von Fossilien zeigen eine vielfältige Ernährung. Homo erectus verzehrte mittelgroße Tiere wie Rinder und Antilopen sowie Pflanzen, die in dieser trockenen Umgebung verfügbar waren. Diese Allesfresserei war wahrscheinlich ein Schlüsselfaktor für ihre Widerstandsfähigkeit.
Schnittspuren an Tierknochen deuten auf eine intensive Nutzung der Ressourcen hin. Diese Strategie ermöglichte es ihnen, die Nährstoffaufnahme in einem Umfeld zu maximieren, in dem Nahrung knapp war.
Eine unerwartete ökologische Flexibilität
Entgegen der verbreiteten Annahme, dass Homo erectus auf gemäßigte Umgebungen beschränkt war, zeigt diese Studie, dass er sich an extreme Bedingungen anpassen konnte. Diese ökologische Flexibilität erleichterte wahrscheinlich seine Ausbreitung aus Afrika hinaus in trockene Regionen Eurasiens.
Die Entdeckungen in Oldupai definieren unser Verständnis der menschlichen Evolution neu. Sie betonen, dass die Fähigkeit, in unwirtlichen Umgebungen zu überleben, keine exklusive Eigenschaft von Homo sapiens ist, sondern eine gemeinsame Eigenschaft mit seinen Vorfahren.