Die Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, die durch den Verzehr von Gluten, einem in Weizen, Roggen und Gerste vorkommenden Protein, ausgelöst wird. Die Symptome umfassen Bauchschmerzen, Blähungen und eine mangelhafte Nährstoffaufnahme, die zu langfristig schwerwiegenden Komplikationen führen kann.
Bis heute besteht die einzige Behandlung darin, eine strikte glutenfreie Diät einzuhalten, eine oft schwer umzusetzende und für viele Patienten unzureichende Lösung.
Ein internationales Forscherteam, koordiniert von der McMaster University in Kanada, hat kürzlich einen bedeutenden Fortschritt im Verständnis der Mechanismen dieser Krankheit erzielt. Sie entdeckten, dass das Epithel, die innere Schicht des Darms, eine Schlüsselrolle bei der Auslösung der Immunreaktion auf Gluten spielt. Diese Rolle war bisher unbekannt, da Wissenschaftler annahmen, dass die Entzündung nur in der Darmwand auftritt und lediglich die klassischen Immunzellen betrifft.
Um diese Entdeckung zu machen, entwickelten die Forscher ein Modell des Darmepithels im Labor unter Verwendung mikroskopischer Biomaterialien. Dieses Modell ermöglichte es ihnen, die Wirkungen bestimmter Moleküle in den Epithelzellen von Zöliakiepatienten zu isolieren. Durch diese Methode konnten sie kontrolliert beobachten, wie diese Zellen die Anwesenheit von Gluten an die Immunzellen signalisieren und damit ihre zentrale Rolle bei der Aktivierung des Immunsystems bestätigen.
Eine weitere wichtige Entdeckung dieser Studie ist, dass das Epithel in Gegenwart von Krankheitserregern stärker Signale an die Immunzellen sendet. Dies deutet darauf hin, dass es in Zukunft möglich sein könnte, diese Krankheitserreger bei gefährdeten Individuen zu identifizieren und ihre Interaktionen mit Gluten und dem Epithel zu hemmen, um Zöliakie zu verhindern.
Diese Ergebnisse eröffnen neue Perspektiven für die Entwicklung pharmakologischer Behandlungen, die auf diese spezifische Interaktion abzielen, möglicherweise unter Verwendung bereits in klinischen Studien befindlicher Medikamente.
Wie Elena Verdu, Professorin für Gastroenterologie und Direktorin des Farncombe Family Digestive Health Research Institute der McMaster University, betont: "Das präzise Lokalisieren des Auslösers der Immunantwort könnte die Forschung zur Verabreichung von Medikamenten anregen, um diese neu entdeckte Rolle des Epithels zu hemmen."