Paradoxon: Darum kann ein Affe Shakespeare niemals neu schreiben 🐒

Veröffentlicht von Adrien,
Quelle: Franklin Open
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Könnte ein Affe, der willkürlich auf Tasten schlägt, mit unbegrenzter Zeit das Werk von Shakespeare reproduzieren? Das berühmte Paradoxon des gelehrten Affen scheint nun durch die eigenen Grenzen unseres Universums widerlegt zu werden.

Eine neue Studie, die von australischen Mathematikern durchgeführt wurde, stellt diese Idee infrage, indem sie sich nicht mehr auf ein abstraktes Konzept des Unendlichen stützt, sondern auf die zeitlichen Beschränkungen des Universums selbst.


Stephen Woodcock und Jay Falletta von der University of Technology Sydney gingen diesem Paradoxon nach, um herauszufinden, ob ein Affe das Shakespeare'sche Werk in einer Zeitspanne reproduzieren könnte, die mit der Lebensdauer unseres Universums vereinbar ist. Dazu analysierten sie die Wahrscheinlichkeiten, spezifische Wörter mit begrenzten Ressourcen zu erhalten.

Das ursprüngliche Konzept besagt, dass bei einer unendlichen Anzahl von Affen und Zeit letztlich alle möglichen Buchstabenkombinationen geschrieben würden. Dieses Prinzip der Unendlichkeit, das zwar nützlich ist, um Wahrscheinlichkeiten und Zufall zu verstehen, ignoriert jedoch die realen Beschränkungen unserer Welt.

Um dieses Konzept zu testen, simulierten die Forscher eine Tastatur mit 30 Tasten, einschließlich der üblichen Buchstaben und Satzzeichen, und eine Tippgeschwindigkeit von einer Taste pro Sekunde. Sie berücksichtigten auch eine geschätzte Lebensdauer des Universums von 10100 Jahren, was weit mehr ist als das derzeitige Alter von 13,8 Milliarden Jahren.

Darüber hinaus modellierten sie nicht nur einen einzelnen Affen, sondern auch eine Population von 200.000 Schimpansen, was der heute auf der Erde beobachteten Anzahl entspricht. Trotz dieser hypothetischen kollektiven Anstrengung zeigen die Ergebnisse, dass es deutlich länger als die voraussichtliche Lebensdauer des Universums dauern würde, auch nur die 884.647 Wörter zu tippen, aus denen die kompletten Werke Shakespeares bestehen.

Das Team berechnete, dass ein einzelner Schimpanse mit geringer Wahrscheinlichkeit in seiner Lebenszeit das Wort "bananas" schreiben könnte, es aber praktisch unmöglich ist, ein vollständiges Werk zu erzeugen. Dies stellt dieses Konzept in dieselbe Reihe von Wahrscheinlichkeitsparadoxien wie das St. Petersburger Paradoxon oder das Zenon-Paradoxon, bei denen unendliche Ressourcen zu Ergebnissen führen, die von den endlichen Realitäten abgekoppelt sind.

Die Autoren fügen humorvoll hinzu, dass die Erhöhung der Tippgeschwindigkeit oder der Anzahl der Affen nichts am Ergebnis ändern würde. So ist das Paradoxon des gelehrten Affen zwar theoretisch wahr, besitzt aber in unserem begrenzten Universum kaum Gültigkeit.

In Zeiten künstlicher Intelligenz regt diese Forschung außerdem zu tiefergehenden Überlegungen an: Was ist Kreativität? Wie entsteht tatsächlich Bedeutung und Bewusstsein, und können sie auf eine bloße zufällige Kombination von Symbolen reduziert werden?