Die COVID-19-Pandemie hat unser Leben tiefgreifend erschüttert und Millionen Todesopfer gefordert, aber Experten warnen davor, dass die nächste globale Gesundheitskrise noch verheerender sein könnte. Ein neues Buch mit dem Titel
"The Big One: How We Must Prepare for Future Deadly Pandemics" beschreibt ein plausibles Szenario, in dem ein tödlicheres Coronavirus auftaucht und sich trotz der Bemühungen der Gesundheitsbehörden weltweit verbreitet.
Michael Osterholm, Gründungsdirektor des Center for Infectious Disease Research and Policy an der University of Minnesota, und der preisgekrönte Autor Mark Olshaker analysieren in ihrem Buch die Lehren aus vergangenen Pandemien, um die Auswirkungen eines möglichen "SARS-3" abzumildern.
Sie betonen, dass selbst ohne eine Ansteckung mit dem Virus niemand den gesellschaftlichen Auswirkungen entkommen würde. Die globalen Lieferketten würden schwerwiegend gestört werden, was zu Engpässen bei lebenswichtigen Gütern wie Lebensmitteln, Medikamenten, Energie und Ersatzteilen für kritische Infrastrukturen führen würde. COVID-19 hat gezeigt, wie stark unsere Volkswirtschaften voneinander abhängen.
Die Arzneimittelproduktion stellt eine große Schwachstelle dar, da die Mehrheit der lebenswichtigen Generika aus China und Indien stammt, Länder, die besonders anfällig für Pandemien sind. Eine Rückverlagerung dieser Produktion würde staatliche Subventionen erfordern, da die Gewinnspannen zu gering sind, um private Investoren anzuziehen. Diese Abhängigkeit birgt ein strategisches Risiko für westliche Länder, zumal die industrielle Konsolidierung in diesen Regionen die Anfälligkeit der Lieferungen erhöht.
Die internationale Zusammenarbeit erweist sich als absolute Notwendigkeit, um künftigen Pandemien zu begegnen. Das Prinzip, dass "niemand sicher ist, solange nicht alle sicher sind", bleibt aktueller denn je, wie der Nobelpreisträger Joshua Lederberg in Erinnerung rief. Die Autoren kritisieren die Ungleichgewichte während der COVID-19-Pandemie, bei der reiche Nationen Impfstoffüberschüsse horteten, während arme Länder unter akutem Mangel litten.
Die ethischen und logistischen Herausforderungen sind immens. Es müssen nicht nur wirksame neue Impfstoffe entwickelt, sondern auch erhöhte Produktionskapazitäten, leistungsstarke Verteilungssysteme und internationale Finanzierungsmechanismen geplant werden. Die Frage des gerechten Zugangs zu antiviralen Medikamenten wird unweigerlich aufkommen, mit schwierigen Entscheidungen über Behandlungsprioritäten zwischen medizinischem Personal, älteren Menschen und systemrelevanten Beschäftigten. Diese Überlegungen müssen im Voraus angestellt werden.
Die Unvorhersehbarkeit der Viren fügt eine weitere Komplexitätsebene hinzu. Während SARS-CoV-2 hauptsächlich ältere und immungeschwächte Menschen betraf, könnte die nächste Pandemie gesunde junge Erwachsene treffen, wie bei der Spanischen Grippe von 1918. Das Akute Atemnotsyndrom (ARDS), eine Überreaktion des Immunsystems, die die Lunge schädigt, bleibt im großen Maßstab schwer zu behandeln. Die weltweite medizinische Gemeinschaft ist heute kaum besser darauf vorbereitet, Millionen gleichzeitiger Fälle zu bewältigen, als vor einem Jahrhundert.