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Sie stehen am Wasser und beobachten eine tĂŒrkisfarbene Lagune, doch etwas weiter entfernt sehen Sie ein fast schwarzes Meer am FuĂ einer Klippe. Warum nimmt der Ozean so unterschiedliche Farbtöne an, von tiefem Dunkelblau bis zu smaragdgrĂŒnen oder sogar braunen Nuancen? Zwischen Licht, WassermolekĂŒlen und Meeresleben liegt die ErklĂ€rung fĂŒr dieses farbenfrohe Schauspiel.
Die Farbe des Meeres hĂ€ngt zunĂ€chst davon ab, wie das Wasser das Sonnenlicht absorbiert und streut. Rote und gelbe WellenlĂ€ngen werden bereits in wenigen Metern Tiefe absorbiert, wĂ€hrend Blau tiefer eindringt und zu unseren Augen zurĂŒckreflektiert wird. Je reiner und tiefer das Wasser ist, desto intensiver wird das Blau. Deshalb sieht man in kĂŒstenfernen Ozeangebieten dieses dunkle, tiefe Blau.
Doch sobald man sich den KĂŒsten nĂ€hert, kommen andere Faktoren ins Spiel. Sedimente, die von FlĂŒssen transportiert oder durch Wellen aufgewirbelt werden, machen das Wasser trĂŒber: Das Licht wird an mineralischen Partikeln gestreut, was zu grĂŒnen oder braunen Tönen fĂŒhrt. Nach starkem Regen beispielsweise spĂŒlt der Amazonas so viel Schlamm in den Atlantik, dass das Meer auf Dutzenden von Kilometern eine milchkaffeefarbene Farbe annimmt.
Auch Phytoplankton beeinflusst die Farbe. Diese chlorophyllreichen Mikroorganismen absorbieren blaues Licht fĂŒr die Photosynthese und reflektieren ein charakteristisches GrĂŒn. In sogenannten âBlĂŒtezonenâ kann Phytoplankton ein normalerweise blaues Meer in eine riesige grĂŒne FlĂ€che verwandeln, was besonders aus dem Weltall sichtbar ist.
Algen und andere Mikroorganismen (Bakterien, Kieselalgen) können aufgrund ihrer speziellen Pigmente rote oder braune âAlgenblĂŒtenâ verursachen. Diese PhĂ€nomene, die manchmal mit ToxizitĂ€t verbunden sind, treten hĂ€ufiger in warmen, flachen GewĂ€ssern auf, wo Temperatur und NĂ€hrstoffe ihre Vermehrung begĂŒnstigen.
Begegnungspunkt zwischen Atlantik und Pazifik im Beagle-Kanal, Feuerland, Chile. Quelle: DEA/GIANNI OLIVA
SchlieĂlich beeinflusst auch die Beschaffenheit des Meeresbodens die wahrgenommene Farbe. WeiĂer Sand oder helle Korallenriffe reflektieren mehr Licht und verstĂ€rken tĂŒrkise Töne, wĂ€hrend ein dunkler oder von Tiefseealgen bedeckter Boden das Licht stĂ€rker absorbiert und die Farbe abdunkelt.
Vier Hauptfaktoren bestimmen also die Farbpalette des Meeres:
- die selektive Absorption von Lichtwellen durch das Wasser,
- das Vorhandensein von Partikeln und Sedimenten,
- das marine Leben (Phytoplankton, Algen, Bakterien),
- die Beschaffenheit des Meeresbodens.
Diese kombinierten Elemente erklĂ€ren, warum dieselbe WasserflĂ€che je nach Jahreszeit von klarem Blau ĂŒber SmaragdgrĂŒn bis zu tiefem Braun wechseln kann.