Zoonosen stellen eine zunehmende Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar. Wie lässt sich dies erklären? Und was genau versteht man unter dem Begriff „Zoonose“?
Der Begriff „Zoonose“ stammt aus dem Altgriechischen:
zôon bedeutet „Tier“ und
nosos „Krankheit“. Er bezeichnet infektiöse und parasitäre Krankheiten, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden.
Dieses Konzept hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt, einschließlich Unterscheidungen basierend auf der Übertragungsart oder den betroffenen Tieren. Doch diese Unterschiede verlieren an Relevanz in der Perspektive von
„One Health“, bei der anerkannt wird, dass die Gesundheit von Tieren und Menschen miteinander verbunden ist.
Beispiele für global weiterhin präsente Zoonosen sind Tollwut, die durch den Biss infizierter Hunde übertragen wird und
rund 60.000 Todesfälle pro Jahr verursacht. Ein weiteres Beispiel ist die
Brucellose, die durch Kontakt mit infizierten Tieren oder durch den Verzehr von nicht pasteurisierten Milchprodukten übertragen wird und Fieber, Gelenkschmerzen sowie schwerwiegende Komplikationen hervorrufen kann, wenn sie nicht behandelt wird.
Die Lyme-Borreliose ist ein weiteres Beispiel. Diese Krankheit wird durch den Biss infizierter Zecken auf Menschen übertragen. Die Zecken infizieren sich, indem sie sich von bestimmten Tieren, wie Nagetieren oder Hirschen, ernähren, die natürliche Reservoirs der pathogenen Bakterien sind. Zu den ersten Symptomen, die auftreten können, zählen Müdigkeit und Hautausschläge. Ohne Behandlung kann dies jedoch zu neurologischen oder kardialen Problemen führen.
Vielfältige und komplexe Ursachen
Die Bedrohung durch Zoonosen nimmt stark zu. Wenn etwa
60 % der menschlichen Infektionskrankheiten zoonotischen Ursprungs sind, stammen 75 % der neu auftretenden Krankheiten von Tieren.
Zu den letzteren gehören jüngere Beispiele, die zu Pandemien geführt haben, wie SARS (SARS-CoV), Ebola und
Covid-19 (SARS-CoV-2). Diese zeigen die zunehmende Verwundbarkeit der menschlichen Populationen in einer vernetzten Welt. Auch die
Vogelgrippe (Influenza-Virus H5N1) ist ein weiteres Beispiel für eine Zoonose, die eine schwere Gesundheitskrise auslösen könnte.
Die zugrunde liegenden Ursachen für den Anstieg der Zoonosen sind
vielfältig und komplex. Zu den Hauptfaktoren gehören der Verlust an
Biodiversität, der die Wahrscheinlichkeit von Kontakten zwischen Wildtieren und der menschlichen Bevölkerung erhöht, sowie der Klimawandel, der Lebensräume und das Verhalten von Tierarten, insbesondere Krankheitsüberträgern (Mücken, Gnitzen, Zecken), verändert.
Diese Phänomene sind jedoch nicht nur biologischer Natur: Sie werden auch durch
sozioökonomische Faktoren wie Lebensstil, Armut, kulturelle Praktiken oder Überzeugungen sowie durch internationale Reisen und Mobilität beeinflusst.
Die
Massentierhaltung von Nutztieren, bestimmte Jagdgewohnheiten, die Haltung von Wildtieren und
Märkte für lebende Tiere könnten die Übertragungsrisiken ebenfalls erhöhen, insbesondere in Regionen mit schwacher Gesundheitsregulierung.
Wie lassen sich Zoonosen verhindern?
Weltweite Bemühungen sind im Gange, um diese Zoonosen
zu überwachen und zu verhindern. Der „One Health“-Ansatz, der verschiedene Disziplinen integriert (Human- und Veterinärmedizin, Epidemiologie, Geistes- und Sozialwissenschaften, Ökologie, Mikrobiologie), ist zu einem zentralen Element in diesem Kampf geworden. Die Reaktionsfähigkeit variiert jedoch je nach Region. Risikogebiete, insbesondere im globalen Süden, haben oft nur begrenzte Mittel zur Überwachung und Prävention.
Um dem entgegenzuwirken, sollen internationale Initiativen wie
PREZODE (Prevention of Zoonotic Disease Emergence) zukünftigen Risiken vorbeugen und sie managen, indem sie Überwachungsnetzwerke stärken und lokale Gemeinschaften mobilisieren.
Diese Initiative stützt sich insbesondere auf regionale Forschungsplattformen wie den
Mechanismus zur Bewältigung von Risiken in Südostasien (GREASE). Die Region rund um den Mekong, die reich an Biodiversität ist, ist ein Hotspot für das Auftreten neuer Zoonosen, da hier eine enge Interaktion zwischen menschlichen und tierischen Populationen sowie eine Umweltdegradierung bestehen.
Um dieser wachsenden Bedrohung zu begegnen, ist es unerlässlich, Präventionsmaßnahmen zu verstärken sowie die Überwachungs-, Forschungs- und Interventionskapazitäten auszubauen. Der „One Health“-Ansatz bietet einen
integrierten Rahmen, um diese Bedrohungen zu verstehen und zu bekämpfen. Dabei können die Bemühungen von Wissenschaftlern, lokalen Behörden und ländlichen Gemeinschaften kombiniert werden, um neue globale Gesundheitskrisen zu verhindern.
Die Herausforderungen sind nach wie vor groß. Doch durch die Stärkung der
internationalen Zusammenarbeit sowie durch die Integration von Lösungen, die auf dem Schutz der Biodiversität und der Verwaltung von Ökosystemen basieren, kann es gelingen, die Auswirkungen von Zoonosen auf die menschlichen Populationen zu reduzieren.
Autoren:
François Roger – Regionaldirektor Südostasien, Tierarzt und Epidemiologe, Cirad
Flavie Luce Goutard – Epidemiologin, Cirad
Marisa Peyre – Stellvertretende Leiterin der ASTRE-Forschungseinheit, Epidemiologin, Cirad