Das James Webb Weltraumteleskop entdeckt versehentlich eine Galaxie, die nicht existieren sollte

Veröffentlicht von Adrien,
Quelle: The Astrophysical Journal Letters
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Die Entdeckung einer Zwerggalaxie, genannt PEARLSDG, durch ein von Tim Carleton von der Arizona State University geleitetes Astronomenteam stellt unser Wissen über die Evolution von Galaxien in Frage. Beobachtet durch das James Webb Weltraumteleskop (JWST), zeichnet sich diese Galaxie durch das Fehlen von Sternentstehung und Isolation aus und stellt somit die aktuellen Theorien auf die Probe.

Zwerggalaxien, oft definiert durch ihre geringe Größe und schwache Leuchtkraft, gehören zu den häufigsten Objekten im Universum. PEARLSDG weist jedoch unerwartete Merkmale für eine Galaxie dieses Typs auf: Sie bildet keine neuen Sterne und scheint nicht mit anderen nahen Galaxien zu interagieren. Dieses Profil ist untypisch für eine Zwerggalaxie, die, wenn sie isoliert ist, normalerweise weiterhin junge Sterne bildet.


PEARLSDG ist in Cyan gekennzeichnet und die grünen Quadrate zeigen den Bereich, der von der NIRCam-Bildgebung abgedeckt ist. Zwei der nächstgelegenen massiven Galaxien (in Projektion) werden durch rote Kreise gekennzeichnet.
Kredit: The Astrophysical Journal Letters (2024).

Die Entdeckung erfolgte im Rahmen des JWST Prime Extragalactic Areas for Reionization and Lensing Science (PEARLS) Projekts, obwohl PEARLSDG nicht das Hauptziel der Beobachtungen war. Die Analyse der Bilder, die von der Near-InfraRed Kamera (NIRCam) des JWST aufgenommen wurden, ermöglichte die Hervorhebung dieser entfernten Zwerggalaxie. Die hohe Auflösung und Empfindlichkeit der NIRCam machte die Identifizierung einzelner Sterne innerhalb von PEARLSDG möglich und lieferte so wertvolle Informationen über die Entfernung der Galaxie, geschätzt auf 98 Millionen Lichtjahre.

Das Fehlen von Signaturen der kürzlich erfolgten Sternentstehung, typisch für neue Sterne, sowie die spektrometrische Analyse mit dem DeVeney Spektrographen am Lowell Discovery Teleskop in Flagstaff, Arizona, bestätigen den Stasiszustand von PEARLSDG. Diese Beobachtungen werden durch Datenarchive im Ultraviolett-, Optik- und Infrarotbereich ergänzt, die insbesondere von den Weltraumteleskopen Galex und Spitzer sowie vom Sloan Digital Sky Survey und dem Dark Energy Camera Legacy Survey stammen.

Diese Entdeckung stellt das aktuelle Verständnis der Evolution von Galaxien in Frage und deutet darauf hin, dass es weitere isolierte und ruhende Zwerggalaxien gibt, die noch entdeckt werden müssen. Das JWST, mit seinen fortschrittlichen Instrumenten, spielt eine Schlüsselrolle in dieser Suche und eröffnet neue Perspektiven auf die Formation und Evolution von Galaxien im Universum.