💀 Das RĂ€tsel des nicht datierbaren Petralona-SchĂ€dels

Veröffentlicht von Cédric,
Autor des Artikels: Cédric DEPOND
Quelle: Journal of Human Evolution
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Eine Höhle im Norden Griechenlands hat seit mehreren hunderttausend Jahren einen alten SchĂ€del bewahrt, der direkt an einer Wand befestigt war. Seine fast wundersame Entdeckung wirft Fragen ĂŒber die ersten europĂ€ischen Bewohner auf.

Der 1960 von einem Einwohner in der Petralona-Höhle entdeckte Fossilfund fiel von Anfang an durch seine ungewöhnliche Morphologie auf. Ohne genauen stratigraphischen Kontext blieben sein Alter und seine Zuordnung ungewiss, was ĂŒber mehr als sechs Jahrzehnte wissenschaftliche Debatten auslöste.


Der Petralona-SchÀdel, bedeckt von einer Stalagmitenschicht (Petralona-Höhle, Griechenland).
Bild: Wikimedia


Das RÀtsel des SchÀdels und seine ersten Analysen


Das Fossil weist menschliche Merkmale auf, die jedoch schwer einer bestimmten Art zuzuordnen sind. Verschiedenen Studien zufolge könnte es sich um Homo erectus, Neandertaler oder einen archaischen Homo sapiens handeln. Diese Unklarheit wird durch das Fehlen von Sedimentschichten, die eine zuverlÀssige Datierung ermöglichen, noch verstÀrkt.

TatsĂ€chlich werden die meisten Fossilien normalerweise in Sedimentschichten (Erde, Sand, Mineralablagerungen) gefunden, die sich im Laufe der Zeit ĂŒberlagern und eine AltersschĂ€tzung des Fossils erlauben – was im vorliegenden Fall nicht möglich ist, da der SchĂ€del direkt an der Höhlenwand befestigt war.

Erste Datierungsversuche an den Knochen und der Kalzitschicht, die den SchÀdel bedeckt, ergaben sehr unterschiedliche Ergebnisse, die zwischen 160.000 und 700.000 Jahren schwankten. Diese Abweichungen zeigen die Schwierigkeit, Fossilien in Karstumgebungen zu untersuchen.

Der Fundort selbst erschwert die Analyse: Der SchĂ€del ist ohne assoziiertes Skelett in einer Höhle zementiert, die ĂŒber Jahrtausende durch Erosion und Mineralablagerungen geformt wurde. Diese Konstellation macht jede direkte Zuordnung zu Artefakten oder Tierresten unmöglich.

Uran-Thorium-Datierung und neue Perspektiven


Forscher haben kĂŒrzlich die Uran-Thorium-Datierung auf die Kalzitschicht des SchĂ€dels angewendet. Diese Methode misst den radioaktiven Zerfall von Uran zu Thorium in stabilen Mineralablagerungen. Sie bietet so eine zuverlĂ€ssige Chronologie in der geschlossenen Umgebung einer Höhle, im Gegensatz zu Sedimenten in offenen Milieus.

Die Ergebnisse der Datierung der Ă€ltesten den SchĂ€del bedeckenden Schicht weisen auf ein Alter von 286.000 Jahren hin, mit einer Fehlermarge von 9.000 Jahren. Es handelt sich um ein Mindestalter, das darauf hindeutet, dass das Individuum vor diesem Zeitraum lebte. Durch die Analyse weiterer geologischer Elemente schĂ€tzen Wissenschaftler, dass der SchĂ€del zwischen 277.000 und 410.000 Jahre alt sein könnte. Diese Datierung platziert ihn damit unter die Ă€ltesten bekannten menschlichen Überreste Europas.

Durch die Kombination von Morphologie und Datierung legen Forscher nahe, dass der SchÀdel zu Homo heidelbergensis gehören könnte, einer primitiven Menschengruppe, die möglicherweise der gemeinsame Vorfahre von Neandertalern und Denisova-Menschen ist.

Der Petralona-SchÀdel bestÀtigt, dass im MittelpleistozÀn eine eigenstÀndige Menschenpopulation neben den Neandertalern existierte. Er veranschaulicht auch die Vielfalt der Menschengruppen, die vor dem Auftreten des Homo sapiens in Europa lebten.

Um mehr zu erfahren: Wie funktioniert die Uran-Thorium-Datierung?


Die Methode basiert auf dem radioaktiven Zerfall von Uran zu Thorium in Mineralien wie Kalzit. Im Gegensatz zu Uran wird Thorium nicht mit Wasser transportiert, was eine zuverlĂ€ssige „Zeitmessung“ ermöglicht. Diese Technik eignet sich besonders fĂŒr Ablagerungen in Höhlen.

Durch die Messung des U/Th-VerhÀltnisses können Wissenschaftler das Alter der Ablagerung seit ihrer Entstehung schÀtzen. Die U/Th-Datierung ermöglichte es, den Petralona-SchÀdel in eine konsistente Chronologie einzuordnen und so ein klareres Bild der menschlichen Evolution in Europa zu zeichnen.