Eine neue Ära könnte in der Behandlung von Krebs anbrechen. Forscher der National University of Singapore (NUS) haben eine innovative Methode entwickelt, um die Chemotherapie gezielt mittels modifizierter Bakterien zu verabreichen. Dieser Ansatz verspricht, die Nebenwirkungen zu reduzieren und gleichzeitig die Wirksamkeit der Behandlung zu steigern.
Die herkömmliche Chemotherapie geht oft mit schweren Nebenwirkungen einher, da sie gesunde Zellen schädigt und die Gesamteffektivität der Behandlung vermindert. Als Antwort auf diese Herausforderungen hat ein Team unter der Leitung von Professor Matthew Chang an der NUS eine innovative Technik entwickelt, um die Chemotherapie direkt an die Tumorstellen zu liefern.
Das Team der NUS nutzte Bakterien des Typs Lactobacillus, die für ihre natürlichen Interaktionen mit Krebszellen bekannt sind, um Pro-Pharmaka zu transportieren, die sich spezifisch in der Tumorumgebung in aktive Medikamente umwandeln. Diese modifizierten Bakterien binden an Krebszellen über ein Oberflächenmolekül namens Heparansulfat und geben das Chemotherapeutikum SN-38 direkt an der Tumorstelle frei.
Die präklinischen Ergebnisse, veröffentlicht in Nature Communications, zeigen eine Reduktion des Tumorwachstums um 67% und eine Steigerung der Medikamentenwirksamkeit um 54%. Diese Methode zeigt ein vielversprechendes Potenzial für eine breitere Anwendung in der Behandlung verschiedener Krebsarten.
Darstellung der gezielten Freisetzung der Chemotherapie durch modifizierte Bakterien. a - Das Bakterium Lactobacillus plantarum (Lp) erkennt die NPC-Zellen durch Bindung an Heparansulfat. b und c - Spezifische Bindung von Lp an NPC. d - Beladung von biotinylierten Pro-Pharmaka auf Lp und Freisetzung von SN-38 durch Lp in der Nähe der NPC-Zellen.
Die Innovation dieses Ansatzes liegt in der Spezifität der Bindung der Bakterien an die Krebszellen. Dr. Shen Haosheng, leitender Forscher bei SynCTI, betont, dass diese Methode auf andere Krebsarten wie Darmkrebs, Blasenkrebs, Magenkrebs, Mundhöhlenkrebs, Lungenkrebs und Nasenkrebs anwendbar sein könnte. Damit eröffnet sich der Weg zu einem vielseitigeren und wirksameren System der Chemotherapeutika-Verabreichung.
Prof. Chang, ebenfalls Direktor von SynCTI, hofft, dass dieser Fortschritt zur Entwicklung gezielterer und weniger toxischer Therapien führen wird. Dieser Ansatz könnte die Belastung durch Krebsbehandlungen für die Patienten erheblich verringern und eine schonendere, aber ebenso wirksame Alternative zur herkömmlichen Chemotherapie bieten.