Unsere vierbeinigen Begleiter und die Wildtiere, die unseren Planeten bevölkern, entwickeln immer mehr Krankheiten, die wir für den Menschen reserviert hielten.
Haustiere wie Hunde und Katzen, aber auch Milchkühe und Meeresschildkröten weisen zunehmend höhere Raten von Krebs, Fettleibigkeit, Diabetes und Gelenkproblemen auf. Dieser Anstieg nicht übertragbarer Krankheiten bei verschiedenen Tierarten wirft grundlegende Fragen über unser Verständnis von Gesundheit im Tierreich auf. Forscher stellen fest, dass diese chronischen Erkrankungen, die früher als typisch menschlich galten, nun sehr verschiedene Tierpopulationen betreffen, von Haustieren bis zu den wilden Arten, die am weitesten von unserem Alltag entfernt sind.
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Die Analyse der verfügbaren Daten zeigt, dass die genetische Veranlagung ein entscheidender Faktor für das Auftreten dieser Krankheiten ist. Bestimmte Tierpopulationen weisen aufgrund intensiver Zuchtpraktiken ein erhöhtes Risiko auf. Rassekatzen und Rassehunde, die für spezifische körperliche Merkmale gezüchtet werden, sowie Nutztiere, die für hohe Produktivität ausgewählt wurden, entwickeln häufiger Diabetes und Herzerkrankungen. Diese Beobachtungen beleuchten die unbeabsichtigten Folgen unserer Eingriffe in das genetische Erbe der Tiere.
Umweltbelastungen verschärfen diese Gesundheitsrisiken noch. Unangepasste Ernährung, Bewegungsmangel und anhaltender Stress werden nun als gemeinsame Faktoren identifiziert, die Krankheiten bei verschiedenen Arten begünstigen. So ist mehr als die Hälfte der Hauskatzen und -hunde von Fettleibigkeit betroffen, was zu einem stetigen Anstieg von felinem Diabetes führt. Nutztiere sind von diesem Trend nicht ausgenommen, wobei etwa 20 % der intensiv gehaltenen Schweine Arthrose entwickeln.
Die aquatischen Lebensräume zeigen ebenso besorgniserregende Situationen. Belugawale weisen Magen-Darm-Krebs auf, während Zuchtlachse aus dem Atlantik an Herzsyndromen leiden. Wildtiere, die in durch Öl und chemische Verbindungen verschmutzten Flussmündungen industrieller Verschmutzung ausgesetzt sind, zeigen Lebertumorraten zwischen 15 % und 25 %. Diese Beispiele veranschaulichen das Ausmaß des Phänomens in verschiedenen Ökosystemen.
Menschliche Aktivitäten spielen eine zentrale Rolle bei dieser Verbreitung von Krankheiten. Verstädterung, Entwaldung und Klimaveränderungen verstärken die Exposition der Tiere gegenüber ungünstigen Bedingungen. Die Erwärmung der Ozeane und die Zerstörung von Korallen wurden mit höheren Tumorraten bei Fischen und Meeresschildkröten in Verbindung gebracht. Gleichzeitig tragen Hitzestress und urbane Verschmutzung zu Fettleibigkeit, Diabetes und Immunstörungen bei Haustieren, Vögeln und anderen Säugetieren bei.
Die in Risk Analysis veröffentlichte Studie schlägt einen innovativen Rahmen vor, um chronische Tierkrankheiten besser zu überwachen und zu managen. Antonia Mataragka, Forscherin an der Landwirtschaftlichen Universität Athen, betont, dass das Fehlen von Systemen zur Früherkennung die Diagnose dieser Erkrankungen bei Tieren verzögert. Während die Weltgesundheitsorganisation detaillierte Daten zur menschlichen Sterblichkeit durch nicht übertragbare Krankheiten liefert, bleiben entsprechende Statistiken für Tiere rar, was vertiefte Forschungen rechtfertigt.
Das entwickelte Modell integriert zwei komplementäre Ansätze: One Health und Ecohealth, die die Verbindungen zwischen menschlicher, tierischer und ökologischer Gesundheit betonen. Durch deren Kombination zeigt dieser Ansatz, wie genetische Anfälligkeit mit ökologischen und sozialen Faktoren interagiert, um Krankheiten über Arten hinweg zu erzeugen. Diese einheitliche Perspektive könnte helfen, Frühwarnzeichen von Krankheiten zu identifizieren und chronische Leiden bei allen Lebensformen auf der Erde zu reduzieren.
Das Konzept One Health
Der One-Health-Ansatz repräsentiert eine integrierte Sicht auf die Gesundheit, die die engen Verbindungen zwischen menschlicher Gesundheit, tierischer Gesundheit und der Gesundheit der Ökosysteme anerkennt. Diese ganzheitliche Perspektive betrachtet Krankheiten als grenzüberschreitend zwischen den Arten und sieht den Schutz der öffentlichen Gesundheit als ein umfassendes Verständnis der Wechselwirkungen zwischen allen Lebewesen und ihrer Umwelt an. Forscher und Gesundheitsfachleute übernehmen diesen Ansatz, um Gesundheitskrisen besser vorherzusehen und zu verhindern.
Das grundlegende Prinzip von One Health beruht auf der Idee, dass die Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen voneinander abhängt. Die gleichen Krankheitserreger können zwischen verschiedenen Arten zirkulieren, und Umweltveränderungen beeinflussen gleichzeitig die Gesundheit aller lebenden Organismen. Diese Vernetzung erklärt, warum die Überwachung von Tierkrankheiten wertvolle Hinweise auf neu auftretende Gesundheitsrisiken für menschliche Bevölkerungen liefern kann.
Die praktische Umsetzung von One Health beinhaltet eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Tierärzten, Ökologen und anderen Fachleuten. Diese Experten arbeiten zusammen, um Krankheiten zu überwachen, Daten auszutauschen und gemeinsame Präventionsstrategien zu entwickeln. Diese transdisziplinäre Kooperation ermöglicht es, komplexe Probleme wie neu auftretende Krankheiten, Antibiotikaresistenzen oder die gesundheitlichen Folgen von Umweltveränderungen anzugehen.
Die konkreten Anwendungen dieses Ansatzes umfassen die Überwachung von Zoonosen, das Management von Epidemien und den Schutz der Biodiversität. Indem Gesundheit als ein globales System betrachtet wird, bietet One Health einen Rahmen, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die gleichzeitig Menschen, Tieren und der Umwelt zugutekommen und so zu einer gesünderen Zukunft für alle Lebensformen beitragen.